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3SAT Sa.. 21.12.
Doku

Magie der Märchen: Hänsel und Gretel auf der Spur

"Hänsel und Gretel" ist das bekannteste und schockierendste aller Grimm-Märchen. Zwei kleine Kinder irren im Wald umher. Ihre Eltern haben sie einfach ausgesetzt. ZDF/Sabine Finger
Prof. Dr. Sabine Wienker-Piepho ist eine der renommiertesten Märchenforscherinnen Deutschlands und Expertin für die Terra X-Folge "Hänsel und Gretel auf der Spur". ZDF/Ralf Gemmecke
Mit einer List gelingt es Gretel, die böse Hexe in den Tod zu treiben und ihren Bruder zu retten. ZDF/Sabine Finger
Das Grimm-Märchen beginnt mit einem Schock: Die Eltern von Hänsel und Gretel sind so arm, dass sie ihre Kinder im Wald aussetzen. ZDF/Sabine Finger
Die Hexe will Hänsel fressen. Gab es so etwas wirklich? Die meisten Berichte über Kannibalismus, die in den Archiven liegen, sind übertrieben. ZDF/Sabine Finger
Hänsel und Gretel allein im Wald. Der Wald im Märchen ist ein undurchsichtiger und gefährlicher Ort mit schweren Prüfungen - auch für Hänsel und Gretel. ZDF/Sabine Finger
Die Hexe im Märchen ist immer eine böse Frau. Die Hexe bei Hänsel und Gretel schreckt sogar nicht davor zurück, Menschenfleisch zu essen. Wie kommt das Motiv des Kannibalismus ins Märchen der Brüder Grimm? ZDF/Sabine Finger
Märchen sind mehr als nur versponnene Geschichten. Sie reflektieren reale Lebenswelten aus vergangenen Zeiten. So auch die Lebensbedingungen einer Holzhackerfamilie in der frühen Neuzeit. ZDF/Sabine Finger
Die Brüder Wilhelm und Jacob Grimm haben im 19. Jahrhundert die bis dahin mündlich verbreiteten Märchen gesammelt und aufgeschrieben. ZDF/Sabine Finger
In einer Welt ohne Fernsehen und Internet hat man sich zum Zeitvertreib Geschichten erzählt. Vornehmlich junge Mädchen und alte Frauen trafen sich zum Spinnen. Die Jungen lauschten den Erzählungen der Alten. ZDF/Sabine Finger

Dokumentation 44′

Inhalt

Märchen sind weit mehr als versponnene Geschichten. Die Dokumentation nimmt das Märchen "Hänsel und Gretel" unter die Lupe und entschlüsselt seinen historischen Kern. "Hänsel und Gretel" gilt als das deutscheste und bekannteste aller Grimm-Märchen. Der Film folgt den mutigen Kindern auf ihrem gefährlichen Weg durch den Wald und spürt auf, welche Alltags-, Tatsachen- und Geschichtskerne in dem Märchen verborgen sind. Die Geschichte von "Hänsel und Gretel" beginnt mit einem Schock: Zwei Kinder werden von ihren Eltern im Wald ausgesetzt. Es herrscht große Not, eine große Teuerung und als Folge eine Hungersnot. Erfahrungen, die sich den Menschen tief ins Gedächtnis eingeprägt und sich im Märchen niedergeschlagen haben. Das Märchen erzählt von einer Holzhackerfamilie - arm und missachtet wie viele andere in diesem einst weitverbreiteten Beruf. Menschen vom unteren Ende der sozialen Stufenleiter haben Krisen und Notzeiten naturgemäß am härtesten erfahren. Die Kinder von Holzfällern mussten mitarbeiten. Sie wussten alles über den Wald, aber Aufstieg durch Bildung - von dieser Möglichkeit waren sie weit entfernt. Überall herrschte Mangel. Das Märchen erzählt von den verzweifelten Versuchen, diesem Mangel zu entkommen. So enthält jedes der Märchen-Motive Nachrichten aus der Wirklichkeit. Mit wenigen Strichen wird die Lebenswelt der Kinder skizziert. Der Wald, in den sie gehen, steht für alles Bedrohliche. Dort gibt es wilde Tiere und unbekannte Gefahren. Aber der Wald kann auch zum Zufluchtsort werden. Und in der Zeit der Romantik, die auch Jacob und Wilhelm Grimm geprägt hat, wird der Wald idealisiert zum Reich der Fantasie. Das Hexenhäuschen aus Kuchen und Zucker, die Hexe selbst und ihre Hinterlist, all das kann jedes Kind mühelos verstehen. Spannend wird es, wenn der Film herausfindet, was die konkrete Bedeutung der Hexen ist: einsame, alte Frauen, die am Waldrand wohnten und zum Opfer von Hexenverfolgungen wurden, die erst kurz vor der Lebenszeit der Brüder Grimm ein Ende fanden. Und dann gibt es im Märchen noch einen Schock: Die Hexe will Hänsel fressen. Gab es so etwas wirklich? Die meisten Berichte über Kannibalismus, die in den Archiven liegen, sind übertrieben, sind Fake News, die zum Beispiel während des Dreißigjährigen Krieges verbreitet wurden, um den Gegner zu verleumden oder um das eigene Elend deutlich zu machen. Aber die Angst, dass es wirklich passieren könnte, reichte oft schon aus, um die Menschen in Atem zu halten. "Terra X" rekonstruiert, wie es wirklich war. Ist dieses Thema zu brutal für Kinder, also ganz unangebracht im Märchen? Nein, denn Kinder können das Geschehen im Märchen aus sicherer Distanz beobachten und nacherleben. Sie lernen dabei, wie andere Kinder große Gefahren und höchste Not meistern. Am Ende gewinnen sie - wie Hänsel und Gretel - Selbstvertrauen und Sicherheit. Auch diese Art von Ermutigung gehört zur Magie der Märchen. Die Märchen-Forscherin Sabine Wienker-Piepho sagt: "Märchen sind keine Ponyhof-Geschichten. Märchen gehen richtig zur Sache, da geht es wirklich um das Allerschlimmste. Aber - und das macht einen Großteil ihres Erfolges aus - in aller Regel finden sie ein gutes Ende."

Sendungsinfos

Von: Ingo Helm, Volker Schmidt-Sondermann VPS: 21.12.2024 22:10, Untertitel, Stereo
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