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Dreiteilige Doku-Serie
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Die dreiteilige Doku-Serie "Der Kinderpsychiater - Die Macht des Dr. Winterhoff" beleuchtet, wie Michael Winterhoff in der Öffentlichkeit zum Star wurde, wie er Kinder und Jugendliche mit Medikamenten ruhig gestellt haben soll und warum niemand den Arzt aufhielt.
Inhalt
Folge 1: Der Star
Durch zahlreiche Talkshowauftritte und millionenfach verkaufte Bücher, wie "Warum unsere Kinder Tyrannen werden", avancierte Michael Winterhoff zum gefeierten Experten. Doch wie konnte er so lange in der Öffentlichkeit als Star gelten, ohne dass seine Diagnosen und Behandlungen intensiver geprüft wurden?
Folge 2: Die Enthüllung
Zu Beginn der Recherche will kaum jemand über Dr. Winterhoff sprechen - aus Angst. Doch dann bricht nach und nach das Schweigen: Betroffene und Fachleute erzählen, wie der Kinderpsychiater systematisch Psychopharmaka verordnete und welche Strukturen dies absicherten. Warum haben so viele so lange geschwiegen?
Folge 3: Die Anklage
Plötzlich taucht ein mysteriöses Paket mit Dokumenten auf. Hunderte Betroffene melden sich mit ähnlichen Erfahrungen und die Polizei macht eine Großrazzia in drei Bundesländern. Es kommt zur Anklage gegen Michael Winterhoff wegen gefährlicher Körperverletzung in 36 Fällen. Was geschah hinter den Kulissen? Wer trägt die Verantwortung für das System Winterhoff und welche Spuren hat es bis heute hinterlassen?
Hintergrund
Michael Winterhoff ist wohl der berühmteste Kinderpsychiater Deutschlands. Über Jahrzehnte behandelte er Kinder und Jugendliche, prägte mit seinen Thesen die Erziehungsdebatte in Deutschland und wurde zum Bestsellerautor. Mittlerweile ist Dr. Winterhoff wegen gefährlicher Körperverletzung in 36 Fällen angeklagt. Der Prozess soll im ersten Quartal 2025 vor dem Landgericht Bonn eröffnet werden.
Im Jahr 2021 brachte die ARD-Story "Warum Kinder keine Tyrannen sind" die fragwürdigen Methoden des Kinderpsychiaters erstmals umfassend ans Licht. Dabei wurde offengelegt, dass Michael Winterhoff Psychopharmaka, darunter vor allem das sedierende Neuroleptikum Pipamperon, bei Kindern einsetzte. Diese Enthüllungen führten im Anschluss zu intensiven Ermittlungen durch die Bonner Staatsanwaltschaft. Nach einer großangelegten Razzia in mehreren Einrichtungen sowie Michael Winterhoffs Praxis wurden im Mai 2022 zahlreiche Beweismittel sichergestellt. Die Auswertung führt 2023 zur Anklage der Staatsanwaltschaft Bonn gegen den Arzt. Michael Winterhoff hält die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft nach wie vor für unbegründet und will sich dagegen verteidigen. Er sagt, die Verabreichung von Medikamenten sei stets medizinisch indiziert gewesen und regelmäßig überprüft worden. Der Fall wirft weitreichende Fragen auf: Der Bonner Kinderpsychiater arbeitete mit zahlreichen Jugendhilfeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zusammen. Über diese Kooperationen behandelte er hunderte Kinder - häufig mit Psychopharmaka. Wie konnte ein einzelner Kinderpsychiater über Jahrzehnte hinweg so viele Kinder behandeln, ohne dass zuständige Behörden, Jugendämter oder Heimbetreiber stärker hinterfragten, was dabei genau geschah? Welche Rolle spielten Abhängigkeiten und Netzwerke in der Jugendhilfe? Welche langfristigen Folgen hatte das System Winterhoff für die jungen Patienten und Patientinnen?