3SAT
3SAT Di.. 26.11.
Doku

Immer Ärger mit den Buchstaben

Seine Familie unterstützt Bela (11): Seine Eltern Inga und Christoph Lamm bezahlen die private Lerntherapie für Bela und seine jüngere Schwester Mila. ZDF/Malte Ebers
Buchstaben sind ihr Lieblingsmotiv: Lea Majeran (28) ist fasziniert von Schrift. Am liebsten webt sie in ihren Bildern Buchstaben mit Blumen zusammen und kreiert damit eine neue Typografie. ZDF/Philip Koepsell
Spaziergänge mit seinem Hund Max helfen ihm, zu entspannen: Robert Bambauer lernt mit 51 Jahren lesen und schreiben. ZDF/Philip Koepsell
Rasenmäher statt Bus: Robert ist gering literalisiert und hat seinen Job als Bus- und Straßenbahnfahrer verloren. Er darf nun als Hausmeister bei seinem alten Arbeitgeber arbeiten. ZDF/Jessica Szczakiel
"Jeder Mensch ist anders und kann daher auch unterschiedlich stark lesen und schreiben." Lea Majeran (28) besucht nun seit einem Monat einen Schreibkurs an der Volkshochschule Kassel. ZDF/Jessica Szczakiel
Bela Lamm hat eine Legasthenie. Dem 11-jährigen fällt es schwer, kleine Buchstaben zu schreiben. In der Schule findet er wenig Verständnis für sein Problem. ZDF/Malte Ebers
"Ich schäme mich jeden Tag ein bisschen weniger, doch meine Grundangst bleibt." Robert Bambauer besucht seit zwei Jahren regelmäßig eine Selbsthilfegruppe. Diese hilft ihm, motiviert zu bleiben und endlich schreiben zu lernen. ZDF/Philip Koepsell
Sie hat eine Mission: Lea Majeran ist Legasthenikerin und will dem Tabuthema, nicht richtig lesen und schreiben zu können, in der Gesellschaft ein Ende setzen. ZDF/Jessica Szczakiel
Die Kunststudentin Lea will ihren Masterabschluss schaffen. Doch aufgrund der Legasthenie hat sie Angst, lange Texte zu schreiben. Um ihre Angst zu überwinden, will sie einen Schreibkurs machen. ZDF/Jessica Szczakiel

Wenn das Alphabet zur Qual wird

Gesellschaft und Soziales 29′

Inhalt

In Deutschland leben etwa 6,2 Millionen Erwachsene, die nicht richtig lesen und schreiben können. Arbeiter, Angestellte, Studenten. Auch immer mehr Kinder sind betroffen. Ein Tabuthema. Robert (51) hat es in der Kindheit versäumt, lesen und schreiben zu lernen. Lea (28) hatte zwar in der Schule Unterstützung, doch das Schreiben verursacht ihr bis heute Stress. Bela (11) bangt aufgrund seiner Legasthenie um die Versetzung. Robert bleibt in der Grundschule zweimal sitzen, kommt auf die Sonderschule und dann in ein Heim für schwer erziehbare Kinder. Lesen und schreiben lernen - das war in seiner Familie nie Thema. "Ich weiß nicht mal, ob meine Eltern wirklich lesen und schreiben konnten." Seine Rettung: Im Kinderheim lernt er mit 14 Jahren das Lesen. Mit 16 Jahren verlässt der Ludwigshafener die Hauptschule ohne Abschluss. Er macht später seinen Führerschein, bewirbt sich als Fahrer bei einem Busunternehmen - und wird eingestellt. Dass er nicht schreiben kann, merkt jahrzehntelang keiner. Bis ein Angriff während einer Nachtschicht Robert zwingt, sein Geheimnis zu lüften. Als er die Übergriffe melden soll, kann er sie nicht zu Papier bringen. Robert ist traumatisiert und wird "dienstunfähig" geschrieben. Nun kämpft sich Robert zurück ins Arbeitsleben. Dafür lernt er das Schreiben und sucht sich Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe für gering literalisierte Menschen. Leas Legasthenie wird in der zweiten Klasse diagnostiziert. "Das erste Diktat kam komplett rot zurück." Sie bekommt einen Nachteilsausgleich und kämpft sich mühsam durch die Schuljahre. Ihr Glück: Sie ist fasziniert von Schrift. "Ich liebe Buchstaben, Geschichten und Märchen." Trotzdem bereiten Texte Lea Schwierigkeiten. Ihre größte Herausforderung: Lea will ihren Masterabschluss in Grafik und Illustration an der Uni in Kassel schaffen und muss dafür eine wissenschaftliche Arbeit schreiben. In einem Schreibkurs an der VHS will sie nun Grammatik und Rechtschreibung neu lernen. In ihrer Freizeit informiert die 28-Jährige in der Öffentlichkeit über die Probleme von gering Literalisierten. Als Bela sieben Jahre alt ist, wird ihm und seiner Mutter Inga prophezeit, dass er niemals lesen und schreiben lernen werde. Heute ist Bela elf Jahre alt, geht in die sechste Klasse eines Gymnasiums in Hannover und regelmäßig zur Lerntherapie. Beim Lesen hat Bela Fortschritte gemacht. Im Unterricht mitschreiben kann er aber nicht richtig, er bringt nur Großbuchstaben aufs Papier. Und immer wieder hört er, dass er mit seiner Legasthenie angeblich kein Abitur machen könne. Auch vonseiten der Behörden wünscht sich Belas Familie mehr Unterstützung, zum Beispiel bei der Finanzierung der Lerntherapie, die die Familie selbst bezahlen muss. Der "37°"-Film zeigt, wie wenig das Thema "geringe Literalität" in Deutschland Beachtung findet, und was es braucht, damit Betroffene sich trauen, ihr Problem zu kommunizieren.

Sendungsinfos

Von: Jessica Szczakiel VPS: 26.11.2024 01:05, Untertitel, Hörfilm, Stereo
Sender auswählen

Jetzt in der Senderleiste auf klicken.

Gelesen
Seite merken

Lesezeichen für tvheute.at erstellen:
Jetzt in der Symbolleiste auf klicken.

Gelesen
Sender navigieren
links | rechts
WISCHEN