ARTE
ARTE So.. 10.11.

Duchamp, die Baroness und das Urinal

Das Ready-Made "Fountain" inspirierte Generationen von Künstlern und machte seinen vermeintlichen Urheber Marcel Duchamp zu einem der Gründerväter der zeitgenössischen Kunst. Dabei ist die Zuschreibung des Kunstwerks umstritten. ARTE F
Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven gehörte in den 1910er Jahren der New Yorker Avantgarde-Szene an. ARTE F
Marcel Duchamp floh 1915 vor dem Krieg ins Exil nach New York. In der brodelnden Metropole erfand er das Konzept des Ready-Made. ARTE F
Ist die deutsche Dada-Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven die wahre Urheberin der revolutionären ?Fountain?? ARTE F

TV-Programm des deutsch-französischen Rundfunkveranstalters Association Relative à la Télévision Européenne. ARTE sendet ein Vollprogramm mit den Schwerpunkten Kultur, außergewöhnliche Dokumentationen, zeitgenössische Spielfilme sowie Musik- und Theaterproduktionen.

Kunst und Kultur F 2024, 52′

Kurzbeschreibung

Ein Urinal wurde 1917 anonym an die Society of Independent Artists in New York geschickt und löste einen Skandal aus. Einige Jahrzehnte später zählt es zu den Schlüsselwerken der Avantgardekunst des 20. Jahrhunderts. "Fountain", das berühmte Ready-made in Form eines Urinals, wird dem Künstler Marcel Duchamp zugeschrieben, doch die Urheberschaft ist umstritten. Die Dokumentation reist nach Berlin, Paris und New York, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Sie folgt den Spuren von Elsa von Freytag-Loringhoven, einer exzentrischen, schwer einzuordnenden und vergessenen Künstlerin der Dada-Bewegung.

Inhalt

New York, 1917: Für die große Ausstellung der "Society of Independent Artists" wird ein Pissoir mit dem Titel "Fountain" und der Signatur "R. Mutt" eingereicht. Das Auswahlkomitee lehnt das Objekt als "nicht künstlerisch" ab. Die Avantgarde-Zeitungen nehmen Anstoß an der Zensur und greifen den Eklat auf. Doch in der Welt herrscht Krieg, der Skandal gerät in Vergessenheit - und das Objekt selbst geht schließlich verloren. Die künstlerische Revolution, die "Fountain" ausgelöst hatte, blieb weitgehend unbemerkt. Erst 1935 gräbt André Breton in einem lobenden Artikel über die Radikalität des Ansatzes den Namen "Fountain" wieder aus, um ihn dauerhaft mit dem von Marcel Duchamp zu verbinden. Der junge Franzose, der während des Krieges im New Yorker Exil lebte, schuf ab 1916 Kunstwerke aus zweckentfremdeten Dingen, so genannte Ready-mades. Duchamp avancierte zum prominentesten Künstler seiner Generation und gelangte durch die von ihm autorisierten Reproduktionen der verschollenen "Fountain" zu Wohlstand. Doch einige Jahre nach Duchamps Tod 1968 entdeckte ein Forscher einen Brief des Künstlers an seine Schwester, datiert auf den 11. April 1917: "Eine Freundin hatte unter dem männlichen Pseudonym 'Richard Mutt' ein Pissoir als Skulptur eingeschickt". Der Brief erregte Aufsehen. Um welche Frau handelte es sich? Die Fachwelt brachte die Baronin Elsa von Freytag-Loringhoven ins Spiel, eine exzentrische, schwer einzuordnende, heute vergessene Vertreterin der Dada-Bewegung aus Deutschland. Die Dokumentation nimmt die Ermittlungen auf und verhilft der verkannten Künstlerin zu neuer Beachtung.

Sendungsinfos

Regie: Justine Morvan, Kévin Noguès Stereo
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