Servus Reportage: Killerkeime – am 2.April ab 21:15 Uhr Der Kampf gegen Antibiotika-Resistenz

Antibiotika gelten als eine der wichtigsten Entdeckungen der Medizingeschichte. Einst lebensbedrohliche Krankheiten können heute durch die Einnahme weniger Tabletten geheilt werden. Doch immer häufiger verfehlen Wirkstoffe wie Penicillin und Co ihre Wirkung. Der Grund dafür sind resistente Keime, also Krankheitserreger, die gegen Antibiotika immun sind. In Europa sterben jedes Jahr rund 33.000 Menschen, die Mortaltiätsrate ist demnach in etwa so hoch wie bei HIV, Aids, Grippe und Tuberkulose gemeinsam. Für Österreich ist die gschätzte Zahl der Todesopfer derzeit pro Jahr bei etwa 300. Studien zufolge werden bis 2050 in Europa bis zu 390.000 Todesfälle jährlich erwartet.

Die letzten Reserven Europas
Nicht nur die Resistenzen bereiten immer größere Probleme. Zuletzt sorgten mögliche Antibiotika-Engpässe durch die Corona-Pandemie für Schlagzeilen. Viele Produktionsstätten der lebenswichtigen Arzneimittel liegen in China und können entweder nur eingeschränkt oder überhaupt nicht betrieben werden. Vielerorts steht die Produktion im Moment komplett still. Mehrere Experten warnen, es sei nur noch eine Frage der Zeit, dass Antibiotika in Europa ausgehen werden.

Besonders in Krankenhäusern stellen multiresistente Keime ein immer größer werdendes Problem dar. Forscher plädieren an Ärzte und Landwirte, Antibiotika nur dann einzusetzen, wenn es medizinisch unabdingbar sei und alle anderen Behandlungsmöglichkeiten bereits ausgeschöpft wurden. Doch lässt sich die Krise überhaupt noch in den Griff bekommen?

Hygiene: Der Schlüssel zum Erfolg
Die Medizin ist seit Jahren auf der Suche nach neuen Wirkstoffen, doch die Forschung nimmt viel Zeit in Anspruch und ist teuer. Immer wieder kommt es auch in Österreich zu Fällen, in denen Patienten sich in Krankenhäusern mit multiresistenten Keimen infizieren. Dr. Ojan Assadian ist international renommierter Hygieniker und Spitals-Direktor im Landeskrankenhaus Neunkirchen. Er ist der Meinung, dass jeder zweite Todesfall aufgrund von Krankenhauskeimen durch bessere Hygiene-Maßnahmen zu verhindern wäre. Die meisten Spitäler hätten allerdings noch wenig Bewusstsein dafür und kein ausreichend ausgerichtetes Hygiene- und Antibiotikamanagement etabliert.

Ein anderer wichtiger Faktor bei der Entstehung von Resistenzen ist unsere Ernährung. Vor allem Hühner- und Schweinefleisch ist häufig mit Antibiotika belastet. Durch den Verzehr nehmen Menschen Rückstände dieser Medikamente auf und können so eine Immunität gegen die Wirkstoffe entwickeln. Dr. Wolfgang Schafzahl ist Tierarzt und berät Landwirte dabei, wie sie ihren Mastbetrieb so führen können, dass sie möglichst ohne Antibiotika auskommen können.

Kommt die Rettung aus den Sümpfen Floridas?
Die Servus Reportage geht auf eine spektakuläre Forschungsreise und sucht nach neuen Wirkstoffen und Behandlungsmethoden – von Österreich über Großbritannien bis in die Sümpfe Floridas. Hier versucht ein Team von Wissenschaftlern herauszufinden, warum Alligatoren selbst schwere Infektionen gut überstehen und was das für Menschen bedeuten könnte. Die Spurensuche führt durch Spitäler und Schweineställe, Abwasserkanäle und Labore von Spitzenforschern. Die Wissenschaft steht unter enormem Druck, denn der Kampf gegen die Keime ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Am Allgemeinen Krankenhaus Wien experimentieren Ärzte mit neuen Kombinationen bereits bekannter Wirkstoffe. Ein anderer Ansatz wird wenige Kilometer entfernt in den Laboren des jungen Pharmaunternehmen Phagomed verfolgt: Auf dem Startup ruhen riesige Hoffnungen. Mit sogenannten Bakteriophagen wollen die Firmengründer neuartige Arzneimittel entwickeln, um bakterielle Erkrankungen behandeln zu können. Die Forscher aus Wien wollen beweisen, dass Bakteriophagen, also bestimmte Virengruppen das Zeug dazu haben, zur Medizin von morgen werden.