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Tiere 44:00
Kurzbeschreibung
Sie sind possierlich, süß und intelligent, aber mindestens genauso aggressiv und unerbittlich - Präriehunde zählen, wie der Name vielleicht schon verrät, zu den Hardlinern des Wild -West-Mythos. Von Kanada bis Mexiko bewohnen diese Nager weite Graslandschaften mit guten Sichtbedingungen.
Inhalt
Die Familiender Präriehunde sind sozial organisiert, denn Kojote, Dachs und Iltis stellen diesen Erdhörnchen täglich nach. Und manchmal auch ein Filmteam. Regisseur und Kameramann Philippe Moreau verbrachte unzählige Stunden in den Badlands von South Dakota, solange bis sich die Präriehunde an ihn und die teils wissenschaftliche Crew gewöhnt hatten. Gelungen ist ein Film über den Lebensalltag der zierlichen Nagetiere, denen weder die Jahreszeiten, noch die Weite der Landschaft oder gar die zahlreichen Fressfeinde entgegenkommen. Der Wilde Westen im 21. Jahrhundert at its best.
Präriehunde sind klein, aber enorm zäh: Von Kopf bis Rumpf etwa 30 Zentimeter lang, ähneln sie mit ihrem kurzen Schwanz zumindest ein wenig einem kleinwüchsigen Murmeltier. Die Pflanzenfresser leben in losen Familienverbänden. Die einzelnen Clans dulden einander, letztlich zählt aber nur die leibliche Verwandtschaft. Ein Clan besteht aus einem Männchen und drei bis vier Weibchen mit ihren jeweiligen Jungtieren. Nur die Weibchen kümmern sich um den Nachwuchs. Weibliche Jungtiere bleiben im Verband, die jungen Männchen müssen spätestens im Alter von zwei Jahren einen neuen Familienverband erobern oder eine Zeit lang allein in der Präriehund-Stadt verbringen. Das Leben im großen Verbund ist für die kleinen Nager in jedem Fall sicherer. Selbst wenn einander sogar langjährige Nachbarn mit Argwohn begegnen.
Noch gibt es Landstriche auf dem nordamerikanischen Kontinent, die das zu bieten haben, was ein Präriehunde-Herz höherschlagen lässt: weite Flächen mit Gräsern und Kräutern, keine menschliche Besiedlung, ebenes Gelände, um herannahende Fressfeinde rasch ausfindig machen zu können. Gerade von letzteren gibt es mehr als genug. Kojoten und Dachse schätzen die Erdhörnchen als nahrhafte Beutetiere. Der äußerst seltene Schwarzfußiltis ist sogar fast ausschließlich auf Präriehunde spezialisiert. Wo diese großräumigen Landwirtschaftsflächen weichen mussten, war auch der Iltis verschwunden. Solange, bis er so gut wie ausgerottet war. Alle heute in freier Wildbahn lebenden Tiere verdanken ihre Existenz beherzten Naturschützerinnen und -schützern. Jeder einzelne Schwarzfußiltis ist auf ein Wiederansiedelungsprogramm zurückzuführen, ohne das diese Tiere in Nordamerika ausgestorben wären.
Um die Wildtiere dazu zu bringen, sich so natürlich zu benehmen, als wäre kein Mensch anwesend, haben Regisseur Philippe Moreau und sein Team viel Zeit aufbringen müssen. „Wir haben die Tiere sehr lange beobachtet, um ihr Verhalten zu verstehen. Und wir haben verschiedene Orte ausprobiert, bevor wir eine Gruppe mit derart aktiven Individuen und all den Situationen fanden, die wir für unsere Erzählung brauchten“, so Moreau. „Wir haben uns nicht versteckt. Wir wollten, dass sie uns akzeptieren.“ Und das ist mehr als gelungen. Der Film taucht ein in den durchaus beschwerlichen Alltag der Präriehunde, zeigt innige Momente, Kämpfe und Gefahren, bringt die unbändige Lebensfreude der kleinen Nager hautnah ins Wohnzimmer, aber auch die Gegenwart des plötzlichen Todes.
Besonders in Erinnerung blieben Regisseur Moreau auch die Wetterkapriolen: „In den Great Plains können die Temperaturen innerhalb weniger Minuten um 20 Grad fallen. Im Mai kam eine Kaltfront aus der Arktis und in weniger als 24 Stunden fielen die Temperaturen sogar von 35 Grad auf unter Null. Es war verrückt.“ Doch so rau die Badlands von South Dakota sich auch gezeigt haben mögen, in jedem Fall bieten sie jene atemberaubenden Landschaften, die einst vorherrschend waren, bevor der Mensch den Wilden Westen für sich entdeckte.