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ZDF Mo.. 07.10.
Doku

Der vermessene Mensch - Die Dokumentation

Das Bild zeigt die Gefangennahme des Nama-Widerständlers Cornelius Fredericks und anderer Namas in "Deutsch-Südwestafrika", heute Namibia, bewacht von einem deutschen Offizier. Cornelius Fredericks wird in das berüchtigte Konzentrationslager auf Shark-Island gebracht und dort ermordet. ZDF/National Archives, Namib
Ngutijua Hijanguru-Kutako ist aufgewachsen in Namibia und promoviert in Frankfurt am Main in Jura. Doch sie ist auch Sängerin und singt selbstkomponierte Lieder in Otjiherero, der Sprache ihres Volkes. ZDF/Jörg Müllner
Auf der Felseninsel "Shark-Island" in Lüderitz entstand das erste deutsche Konzentrationslager der Geschichte. Hier kamen Tausende Menschen ums Leben. Heute wird die Insel unter anderem als Campingplatz genutzt. ZDF/National Archives, Namib
Das Filmteam der Doku auf dem Weg zur "Todesinsel" - "Shark Island", auf der 1904 das erste deutsche Konzentrationslager entstand. ZDF/Jörg Müllner
Drei Frauen, Hereros und Namas, beklagen die Toten des von Deutschen verübten Genozids von 1904-1908 auf "Shark-Island", wo sich das erste deutsche Konzentrationslager befand. ZDF/Jörg Müllner
Prof. Mutjinde Katjiua, Paramount Chief der Hereros, spricht im Interview über die Bedeutung der gemeinsamen Aufarbeitung der Geschichte des Völkermords in seinem Land und die Forderungen nach Wiedergutmachung. ZDF/Axel Schneppat
Das Gräberfeld der Hereros in Swakopmund ist eines der größten Massengräber der Kolonialgeschichte. Die Namibierin und Herero Ngutijua Hijanguru-Kutako, eine der Protagonistinnen im Film, steht inmitten der namenlosen Gräber ihrer Vorfahren. ZDF/Jörg Müllner
Gefangene Hereros in "Deutsch-Südwestafrika", heute Namibia. Der Völkermord in der Kolonialzeit, verübt von Deutschen, traumatisiert die Nachfahren der Opfer bis heute. ZDF/National Archives Namibi

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Geschichte D 2024, 44′

Inhalt

Begleitend zum Film "Der vermessene Mensch" ordnet die Doku die Ereignisse in Deutsch-Südwestafrika historisch ein und zeigt die Opferseite des deutschen Völkermords an den Herero und Nama. Deutsche Truppen begingen in der afrikanischen Kolonie vor 120 Jahren den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts: Etwa 80.000 Herero verloren ihr Leben, nur 15.000 überlebten. Von den Nama starb jeder zweite, insgesamt 10.000 Menschen. In der Dokumentation von Jörg Müllner kommen Herero und Nama zu Wort und erzählen aus ihrer Perspektive von den Verbrechen der deutschen Kolonialherren in Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia. Eine Zeitreise im Zeichen einer schwierigen Aufarbeitung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die gebürtige Namibierin Ngutjiua Hijanguru-Kutako ist eine Herero und stammt aus einer Familie, in der die Erinnerung an den Genozid - wie in vielen anderen Herero-Familien auch - bis heute präsent ist. Sie promoviert in Jura an der Goethe-Universität Frankfurt. Als eine der Protagonisten erzählt sie in der Dokumentation vom Schicksal ihrer Vorfahren und reist zu den Orten des Verbrechens, etwa nach Swakopmund, wo sich eines der größten Massengräber der Kolonialgeschichte befindet. Sechs sogenannte Konzentrationslager ließ die deutsche Kolonialmacht errichten. Besonders hoch war die Sterberate auf der berüchtigten Haifischinsel in Lüderitz, auch Todesinsel genannt, wo sich von 1905 - 1907 das erste deutsche Konzentrationslager der Geschichte befand. Bis zu 3000 Menschen starben hier durch Zwangsarbeit, Krankheiten und Mangelernährung. Gemeinsam mit Sima Luipert, einer Nama - auch sie Nachfahrin von Opfern - gedenkt Ngutjiua Hijanguru-Kutako der Toten auf einer Insel, die heute als Campingplatz genutzt wird. Forschungsreisende wie der Jenaer Zoologe Leonhard Schultze brachten damals Körperteile, Skelette und Schädel von Menschen aus der Kolonie nach Deutschland im Dienst einer rassistisch geprägten Wissenschaft. 2011 gab die Berliner Charité die sterblichen Überreste von 20 Menschen an Namibia zurück, 18 davon waren Gefangene auf der Haifischinsel gewesen. Weitere Rückgaben folgten 2014 und 2018. Noch immer aber befinden sich Schädel und Skelette von Angehörigen der Herero und Nama in privaten und öffentlichen Sammlungen im deutschsprachigen Raum, ebenso kulturelle Gegenstände, die in der Kolonialzeit nach Deutschland kamen. Dazu gehört auch eine kleine Stoffpuppe, von einem Herero-Mädchen handgenäht - ein aussagekräftiges Dokument der Kolonialzeit. Jahrzehntelang war die Puppe im Depot des Ethnologischen Museums in Berlin vergessen, bis sie 2019 bei einem namibisch-deutschen Forschungs- und Restitutionsprojekt entdeckt und mit weiteren cultural belongings an Namibia zurückgegeben wurde. Die Bundesrepublik hat den Völkermord spät und nur insofern anerkannt, dass daraus kein rechtlicher Anspruch auf eine Entschädigung erwächst. In einer gemeinsamen Erklärung mit der namibischen Regierung bezeichnete die Bundesregierung die Gräueltaten während der Kolonialkriege "aus heutiger Sicht" als Völkermord und stellte neben einer offiziellen Entschuldigung lediglich in Aussicht, 1,1 Milliarden Euro Wiederaufbauhilfe zu zahlen, um so alle finanziellen Ansprüche abschließend zu regeln. Vertreter der Herero und Nama lehnen die "gemeinsame Erklärung" ab und klagen dagegen, da nur mit der Regierung Namibias, nicht aber mit ihnen verhandelt worden sei. Prof. Mutjinde Katjiua, Paramount-Chief der Herero, erklärt im Film, wie schwierig die gemeinsame Erinnerung unter den Nachfahren ist und was aus Sicht seines Volkes geschehen muss, damit die Wunden der Geschichte 120 Jahre nach dem Völkermord heilen können. Es gehe nicht allein um Schadensersatz, seinem Volk sei alles genommen worden: die Kultur, die Viehherden, das Land, auf dem die Herero seit Jahrtausenden lebten - lange bevor die deutsche Kolonialmacht kam.

Sendungsinfos

Von: Jörg Müllner VPS: 07.10.2024 22:00, Untertitel, Hörfilm, Stereo
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