
Habemus Papam - Ein Papst büxt aus

TV-Programm des deutsch-französischen Rundfunkveranstalters Association Relative à la Télévision Européenne. ARTE sendet ein Vollprogramm mit den Schwerpunkten Kultur, außergewöhnliche Dokumentationen, zeitgenössische Spielfilme sowie Musik- und Theaterproduktionen.
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Kardinal Melville wird zum neuen Papst gewählt. Doch statt sein Amt demütig anzunehmen, bekommt Melville kalte Füße. Eilig bringt man im Vatikan alles ins Rollen, um ihn mit sanfter Gewalt auf den Heiligen Stuhl zu zwingen. Aber der neue Papst flieht vor seiner Verantwortung und macht sich bei einem Streifzug durch Rom auf die Suche nach sich selbst.
Inhalt
Als der Papst stirbt, ruhen alle Augen auf dem Vatikan, in dem sich die Kardinäle hinter verschlossenen Türen zum Konklave zurückziehen. Der zurückhaltende Kardinal Melville wird schließlich zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Zögerlich nimmt er das Amt an, doch bei der Verkündung der berühmten Worte "Habemus Papam" packt den ruhigen Kardinal plötzlich eine unbekannte Panik. Er stürzt aus dem Saal, noch bevor er den Balkon betreten hat, um als Kirchenvater zur versammelten Christenheit zu sprechen. Die Last der Verantwortung droht den neuen Papst zu erdrücken. Derweil werden die Kardinäle langsam unruhig. Um Melvilles Motivation auf die Sprünge zu helfen und seine Angst zu kurieren, bestellt man eilig den besten Psychologen Italiens ein. Doch auch der kann nicht helfen. Im Vatikan fühlt sich der Papst zunehmend beobachtet und seinem hohen Amt nicht gewachsen. So arrangiert man schließlich eine Therapie bei der Ex-Frau des Psychologen, einer gefragten, freudianisch geprägten Psychoanalytikerin. Indes gelingt es dem Papst, seiner Leibgarde zu entwischen. Auf einem Streifzug durch Rom sucht er nach Antworten auf seine Fragen. Die findet er schließlich beim Besuch einer Theatergruppe. Als er versteht, dass er seine neue Rolle nur zum Preis der Selbstaufgabe annehmen kann, steigt er schließlich doch noch auf den Balkon, um eine mutige Rede zu halten. Ein Film, der mehr als vom Glauben an Gott vom Glauben an sich selbst handelt und dem Weg dorthin.
Hintergrund
Der italienische Regisseur Nanni Moretti nimmt die Papstmacher im Vatikan aufs Korn, in deren Vorstellungswelt es nicht vorkommt, dass ein gewählter Papst an seiner Mission zweifelt. Die italienisch-französische Tragikomödie besticht durch ihre Authentizität, auch wenn nicht in den echten Hallen des Vatikans gedreht wurde. Moretti inszeniert den Vatikan augenzwinkernd als dramatisches Ensemble mit einem großartigen Michel Piccoli, der 2011 für den Europäischen Filmpreis als bester Hauptdarsteller nominiert wurde. Und natürlich inszeniert sich Moretti wie so oft selbst als Psychotherapeut. Der Film lief 2011 im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes.