Gnomeo und Julia
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Animationsfilm USA, GB 2011, 74′
Kurzbeschreibung
Animationsfilm aus dem Hause Disney, der das wohl berühmteste Werk von William Shakespeare einer Frischzellenkur unterzieht: Das turbulente CGI-Abenteuer, zu dem Sir Elton John die Musik beigesteuert hat, erzählt die Geschichte von Romeo und Julia anhand zweier verfeindeter Gartenzwerge-Clans.
Inhalt
Das Gras ist ja bekanntlich immer grüner auf der anderen Seite des Gartenzauns, und bei dem Prachtstück von Graf Zinnoberot sieht sogar Gräfin Blaublut rot. Seit jeher liegen sich die beiden benachbarten Gartenzwergeclans in den Mützen und reizen sich bis auf die Keramik. Höhepunkt der Streitereien sind halsbrecherische Rasenmäherrennen, in denen alles gegeben wird bis die Sensen glühen.
Doch der rotbezipfelte Tybalt spielt falsch und fährt den blaubezipfelten Gnomeo fast zu Scherben, der das Blatt erst in letzter Sekunde wenden kann: Tybalt rast gegen eine Mauer und zerspringt in 1000 Teile. Nun geht die Fehde richtig los – doch ausgerechnet jetzt, da die Roten den Zwergenaufstand proben, begegnet Gnomeo in Nachbars komplett verwaistem Garten der wunderschönen Julia.
Spontan möchte Gnomeo alles hinter sich lassen und mit Julia die Samen für eine friedliche Gartenidylle säen. Das gefiele übrigens auch Flamingo Featherstone und der redseligen Springbrunnen-Froschfrau Nanette, Julias bester Freundin. Doch die Rechnung hat Gnomeo ohne Julias Sippe und ihren Vater Graf Zinnoberrot gemacht, der den endgültigen Krieg der Gartenzwerge vom Zaun brechen will…
Kritik
Vor allem für kleine Zuschauer geeignet
Shakespeares wohl berühmteste Tragödie als familientaugliche Animationskomödie: Manch ein Bewunderer des großen englischen Dramatikers mag sich angesichts dieser Verwurstung von hochkulturellem Gut zu leichtverdaulicher Massenunterhaltung die Haare raufen – unterm Strich hat die Disney-Produktion mit Shakespeares "Romeo & Julia" andererseits ohnehin nur bedingt etwas gemein.
Zwar wurde die weltbekannte Vorlage in ihren Grundzügen übernommen, und natürlich wird dem aufmerksamen Zuschauer auch die eine oder andere Anspielung auf das Originalwerk nicht entgehen – die Übertragung der Story in einen von Gartenzwergen bevölkerten, spießbügerlichen Vorgarten und die Anpassung an kindgerechte Erzählmuster lassen von Shakespeares historischem Stoff aber eigentlich nicht allzu viel übrig.
Für ein erwachsenes Publikum ist "Gnomeo und Julia" ohnehin nur bedingt geeignet – zu simpel und vorhersehbar ist die Geschichte konstruiert; inhaltlich kommt Disney also einmal mehr kaum an den großen Konkurrenten Pixar heran – dafür mangelt es "Gnomeo und Julia" letztlich an erzählerischer Finesse und Eigenständigkeit, auch wenn die Grundidee der Animationskomödie durchaus von Einfallsreichtum zeugt.
In technischer Hinsicht lässt sich an dem Zwergenabenteuer dagegen kaum etwas aussetzen: Als materielle Dekorationsobjekte mit menschlichen Zügen werden die kleinen Protagonisten äußerst überzeugend zum Leben erweckt, und auch die Gartenwelt wurde mit viel Liebe zum Detail modelliert. Auf visueller Ebene gibt es in "Gnomeo & Julia" also durchaus einiges zu entdecken – abgesehen davon ist das Disney-Werk aber sicherlich eher für junge Zuschauer geeignet. Gut also, dass die Laufzeit mit 75 Minuten angenehm knapp bemessen wurde und sich die Ermüdungserscheinungen somit in Grenzen halten.