Angst in den Augen
RECHT UND KRIMINALITÄT Einer der berüchtigtsten Kriminalfälle der DDR-Geschichte
Jeanny - Das fünfte Mädchen
TV-DRAMA, A, D 2022
MDR
Do.. 02.01.
Serien
Polizeiruf 110
Im Alter von ...
Krimireihe D, DDR 1974 / 2011, 71′ - mit Peter Borgelt (Oliver Stritzel), Jürgen Frohriep (Andreas Schmidt-Schaller), Sigrid Reusse (Göhler) (Anneke Kim Sarnau), Stanislaw Zaczyk (Jaecki Schwarz), Wieslawa Niemyska (Isabell Gerschke), Walter Lendrich (Wolfgang Winkler), Teresa Lipowska (Marie Gruber)
Kurzbeschreibung
Oberleutnant Fuchs und Journalistin Jenny treffen sich nach Jahren wieder. Doch die Freude währt kurz: Jennys Sohn Ben wird ermordet aufgefunden. Fuchs wird wegen seiner Freundschaft zu Jenny von den Ermittlungen suspendiert. Als die Kriminalpolizei den Täter stellen will, hat er sich selbst gerichtet.
Inhalt
Auf einem Parkplatz an der Autobahn treffen sich nach Jahren Oberleutnant Fuchs und die Journalistin Jenny Gerlach. Fuchs war vor seiner beruflichen Versetzung viele Jahre mit der Familie Gerlach befreundet. Frau Gerlach, die ihren Mann durch einen Unfall verloren hat, sieht in ihrem elfjährigen Sohn Ben das Ebenbild ihres Mannes. Die Freude über das unverhoffte Wiedersehen ist auf beiden Seiten groß.
Ben, ein aufgeweckter und sportlich talentierter Junge, entdeckt seine Sympathien für Fuchs und lädt ihn zum Schulsportfest ein, rechnet doch Ben mit einem Sieg im Schwimmwettkampf. Nach dem Wettkampf wollen Ben und sein Freund Till baden gehen, während Fuchs und Jenny in alten Erinnerungen kramen. Till, der erst später zum Tonsee kommt, sucht seinen Freund, findet ihn aber nicht.
Die sofort einsetzende Suchaktion großer Polizeikräfte endet erschütternd. Ben wird tot aufgefunden. In großem Stil beginnt die Kriminalpolizei mit den Ermittlungsarbeiten. Dabei wird Fuchs aufgrund seines freundschaftlichen Verhältnisses zu Familie Gerlach von seinem Vorgesetzten von den Untersuchungen suspendiert, da eine objektive Ermittlung durch ihn nicht gewährleistet sei.
Fuchs bemüht sich mit all seiner Freundlichkeit um Jenny Gerlach. Die Kriminalpolizei trägt indessen, unterstützt von der Bevölkerung, wichtige Fakten zusammen. Fakten, die beweisen, dass der Mord an Ben die Tat eines pädophilen Täters sein muss. Als man den Täter stellen will, hat er sich selbst gerichtet.
Hintergrund
Die Cottbusser Autorin Dorothea Kleine hatte 1974 eine Vorlage für den "Polizeiruf" nach einem authentischen Kriminalfall geschrieben, der zwischen 1969 und 1971 eine der größten Polizeiaktionen der DDR auslöste. Der zur Tatzeit minderjährige Mitropa-Lehrling Erwin Hagedorn hatte drei Jungen auf brutale Weise ermordet. Für die Programmverantwortlichen des Fernsehens der DDR war Kleines "Polizeiruf"-Skript zu dicht an der Realität, zeigte ein Verbrechen, dass es in der DDR nicht geben sollte.
Heinz Seibert, der bereits bei mehreren Filmen der Krimireihe Regie geführt hatte, schrieb darauf eine Neufassung unter dem Arbeitstitel "Am hellerlichten Tag". Er veränderte den Fall so, dass er nicht mehr an den Eberswalder Fall erinnerte und stellte die Ermittlungsarbeit der Einsatzgruppe Fuchs in den Vordergrund. Das Ministerium des Inneren befürwortete daraufhin die Produktion.
Kurz vor dem letzten Drehtag wurden die Dreharbeiten jedoch unerwartet erschwert, Material und Technik der Polizei wurden abgezogen und schließlich kam das Aus. Heinz Seibert konnte zwar noch eine erste Rohschnittfassung mit dem Titel "Im Alter von..." fertigstellen. Aber an den internen Vorführungen, die dann folgten, durfte er schon nicht mehr teilnehmen. Es sollte der letzte "Polizeiruf" für Heinz Seibert sein, im Bereich Fernsehdramatik hatte man keine Aufgaben mehr für ihn. Er blieb zwar angestellt beim DFF, wurde jedoch gemieden, isoliert, bekam zwar hier und da mal kleinere Aufgaben, aber einen Film durfte er nicht mehr drehen.
Als die Wende kam, hoffte Seibert, dass der Film aus dem Archiv wieder auftaucht. Aber der Film war nicht mehr da. Seibert versuchte, wenigstens in den Akten noch eine Spur zu finden, befragte frühere Kollegen, recherchierte in Archivjournalen, wollte wissen, warum der Film verboten wurde.
Im Deutschen Rundfunkarchiv wird eine Notiz des damals für die Reihe verantwortlichen Chefdramaturgen Lothar Dutombé aufbewahrt. Er vermerkte am 04.04.1975, dass nach Anweisung des MDI der Film so nicht gesendet werden dürfe. Alles Material wurde vernichtet, Rohschnitt, Kopie, Aufzeichnungen, alle Drehbuchexemplare, einfach alles.
Durch einen Zufall entging jedoch das stumme Kameranegativ der angeordneten Vernichtung. Die unbeschrifteten Filmbüchsen tauchten zur Wendezeit wieder auf, verstaubt unter einer Kellertreppe des Kopierwerks. Das Material kam ins Deutsche Rundfunkarchiv und verschwand ein zweites Mal, diesmal in der Anonymität der vielen Funde aus dem sich auflösenden DFF. Erst Anfang 2009 konnte das Team um Dr. Peter-Paul Schneider bei der Aufarbeitung des Archivguts des DDR-Fernsehens die Rohmaterial-Rollen identifizieren. Doch da weder der Ton, noch ein Drehbuch erhalten waren, schien eine Rekonstruktion des Films nicht mehr möglich zu sein.
Am Rande einer filmhistorischen Recherche stieß der Autor Thomas Gaevert 2009 bei Dorothea Kleine auf ein Exemplar des Drehbuchs. Durch diesen Fund wurde es plötzlich wahrscheinlich, dass der Film rekonstruiert werden kann. Doch wie soll man mit dem fehlenden Ton umgehen? Wichtige Darsteller aus den frühen "Polizeiruf"-Jahren, die auch in diesem Film die Hauptrollen spielten, leben nicht mehr.
Die Redaktion des MDR entschied sich dafür, den Film trotzdem wieder zum Leben zu erwecken. Der Plan: Aktuelle Stars der "Polizeiruf"-Reihe leihen den Kollegen der frühen Jahre ihre Stimme.
Sendungsinfos
Darsteller: Peter Borgelt (Oliver Stritzel), Jürgen Frohriep (Andreas Schmidt-Schaller), Sigrid Reusse (Göhler) (Anneke Kim Sarnau), Stanislaw Zaczyk (Jaecki Schwarz), Wieslawa Niemyska (Isabell Gerschke), Walter Lendrich (Wolfgang Winkler), Teresa Lipowska (Marie Gruber), Heinz Behrens (Jürgen Zartmann), Klaus Richter (David Weyl), Fred Österreich (Gideo Finimento) Regie: Heinz Seibert (Team 1974), Hans Werner (Team 2011), Irene Timm (Team 2011/Synchronregie) Drehbuch: Heinz Seibert (Team 1974) Musik: Rainer Oleak (Team 2011) Kamera: Tillmann Dähn (Team 1974) Redaktion: Wolfgang Voigt(MDR) (Team 2011)
Untertitel, Hörfilm, Stereo