NDR
Mo. 02.06.
Serie
Die Manns - Ein Jahrhundertroman
- 1. Folge
- D 2001
- 105'
Familiensaga
Aufstieg und Fall einer deutschen Künstlerfamilie im 20. Jahrhundert: Nicht das literarische Werk, sondern die Familiengeschichte, die Lebensleistung von Thomas Mann und den Seinen steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein großes Familienpanorama, das mit Spielszenen, Interviews und Dokumentationsmaterial einen einzigartigen Zugang zu einer Epoche bietet, in der sich die Kunst, das Leben und der Krieg in vielfacher Weise berührten.
Der erste Teil zeigt das Leben der Mann Familie in den Jahren 1923 bis 1933. In diese Zeit fallen u.a. die Vollendung des "Zauberbergs" und die Verleihung des Literatur-Nobelpreises.
Mit Armin Mueller-Stahl, Monica Bleibtreu, Jürgen Hentsch, Veronica Ferres, Sophie Rois, Sebastian Koch, Philipp Hochmair, Stefanie Stappenbeck, Katharina Eckerfeld, Rüdiger Klink
Inhalt
"Der Zauberberg" ist in Arbeit, ein Menschheitsroman über die abgeschlossene Welt einer Schweizer Lungenklinik.
"Draußen" wachsen die Kinder heran, experimentieren - besonders die Ältesten, Klaus und Erika - mit der Liebe; "draußen" ist Inflation - und Katia sorgt dennoch für einen reibungslos funktionierenden Haushalt. Thomas Mann ist in sich gekehrt, aber aus der Distanz beobachtet er seine Familie genau. Das hochbegabte Geschwisterpaar Klaus und Erika geht bald eigene Wege, stürzt sich ins Leben und in die Kunst. Sie entziehen sich der übermächtigen Persönlichkeit ihres Vaters und leben zuerst in Hamburg, dann in Berlin. An den Hamburger Kammerspielen wird Klaus' Drama "Anja und Esther" uraufgeführt. Gemeinsam mit Pamela Wedekind und Gustaf Gründgens sorgen die begabten Dichterkinder für Schlagzeilen in der Klatschpresse. Auch ihre privaten Beziehungen erscheinen verwirrend: Klaus und Gustaf, Pamela und Erika - wer mit wem? Schließlich heiraten Erika und Gustaf und geben dem Ganzen den erwünschten bürgerlichen Deckmantel. Doch die Hochzeit, im großen Familienkreis zelebriert, ist für das Brautpaar ein "halber Jux". Nach einem knappen Jahr zerbricht die Ehe. Gemeinsam mit Schwester Erika begibt sich Klaus auf eine halbjährige Lesereise durch die Vereinigten Staaten.
Mondän und ungezwungen im Auftritt, genießen die "Mann-Twins" die Zeit völliger Unabhängigkeit als Befreiung von der Familie. Von 1928 an lebt Klaus Mann vorwiegend in Berlin und schreibt dort Zeitgeistartikel über das moderne Großstadtleben und seine ausgeprägte Sehnsucht nach einem europäischen Weltbürgertum. Er experimentiert mit Drogen, stürzt sich in das Berliner Nachtleben und hat wechselnde Affären mit jungen Männern.
Anders als sein Sohn Klaus diszipliniert und sublimiert der Vater seine Liebe zu jungen schönen Männern. Er widersteht der Verführung und gewinnt dadurch ein starkes Motiv für seine Arbeit. Dennoch befällt ihn immer wieder jener Zauber, der auch sein heimliches Lebensthema ist. Als Thomas Mann während eines Sommerurlaubs auf Sylt 1927 dem 17-jährigen Klaus Heuser begegnet, wirft ihn die unverhoffte Leidenschaft fast aus der Bahn -, und nur Ehefrau Katia ahnt und toleriert diese ergreifende, ungelebte Liebesgeschichte. Thomas lädt Klaus Heuser auf einen Besuch nach München ein.
Die wachsende Präsenz der Nationalsozialisten verändert die Situation aller Familienmitglieder. Während einer Rede im Oktober 1930 in Berlin wird Thomas Mann von in Smokings verkleideten SA-Leuten ausgebuht. Für Thomas Mann ist das eine beklemmende Situation, weil er noch im November 1929 bei der Verleihung des Nobelpreises die deutsche Kulturnation mit großen Worten beschworen hatte. Das politische Klima wird kämpferischer - Katia Mann spürt es. Für Klaus und Erika allerdings gehen ihre Lebensexperimente, die auch Drogenexperimente sind, vor; die Realität bricht ein, als sich der engste Jugendfreund, der jüdische Maler Ricki Hallgarten, erschießt. Golo, der scheue Bruder, nimmt die Nazis sehenden Auges wahr - er ist der Realist in der Familie.
Im Februar 1933 tritt Thomas Mann mit seiner Frau Katia eine Lesereise an, von der er niemals wieder nach München zurückkehren sollte. Nach ihrer Abreise geben die Mann-Kinder ein Faschingsfest, auf dem die Bohême den Erfolg des Kabaretts "Die Pfeffermühle" feiert - eine Unternehmung von Erika Mann und ihrer Freundin, der Schauspielerin Therese Giehse. Auf dem Fest sind auch die herangewachsene Elisabeth und ihr unberechenbarer Bruder Michael, der stets ernste Golo und die vereinsamte Monika. Eine merkwürdige Stimmung herrscht in den großbürgerlichen Räumen - etwas geht zu Ende, und im Souterrain rüstet sich bereits der Fahrer für den Sieg der Nazis.
Heinrich Mann, der sich an kommunistischen Agitationsveranstaltungen und Gewerkschaftskongressen beteiligt hat, steht bei den Nazis auf der schwarzen Liste; er setzt sich drei Wochen nach der endgültigen Machtergreifung in den Zug nach Paris - ohne großes Gepäck, ohne Rückfahrschein. Seine geliebte Nelly lässt er am Anhalter Bahnhof zurück.
Sendungsinfos
Darsteller: Armin Mueller-Stahl, Monica Bleibtreu, Jürgen Hentsch, Veronica Ferres, Sophie Rois, Sebastian Koch, Philipp Hochmair, Stefanie Stappenbeck, Katharina Eckerfeld, Rüdiger Klink Regie: Heinrich Breloer Drehbuch: Heinrich Breloer, Horst Königstein Musik: Hans P. Ströer Kamera: Gernot Roll
Untertitel, Stereo