
The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten
- USA 2011
- 105'
Literaturverfilmung von US-Regisseur Alexander Payne ("About Schmidt", "Sideways"), die vor der beeindruckenden Naturkulisse Hawaiis angesiedelt ist: Hollywoodstar George Clooney schlüpft darin in die Rolle eines zweifachen Vaters, der sein Familienleben nach einer schweren Krise neu ordnen muss.
Inhalt
Als seine Frau nach einem Speed-Boat-Unfall vor dem Strand von Waikiki ins Koma fällt, gerät das Leben von Matt King aus den Fugen: Unbeholfen versucht er, die Beziehung zu seinen Töchtern Scottie und Alexandra zu verbessern, während er zugleich mit der Entscheidung ringt, ob er den Grundbesitz seiner Familie verkaufen soll.
Als Alexandra die Bombe platzen lässt und enthüllt, dass ihre Mutter zum Zeitpunkt des Unfalls mitten in einer Affäre mit einem anderen Mann steckte, muss Matt innerhalb einer Woche voller wichtiger Entscheidungen sein Leben, ganz zu schweigen von seinem Vermächtnis, plötzlich mit völlig anderen Augen betrachten.
Mit seinen Töchtern im Schlepptau begibt er sich relativ planlos auf die Suche nach dem Liebhaber seiner Frau. Unterwegs, nach Begegnungen der komischen, ärgerlichen und transzendenten Art, wird ihm bewusst, dass er endlich den richtigen Kurs eingeschlagen hat, um sein Leben und seine Familie neu zu ordnen…
Kritik
Berührend und toll gespielt
Es war eine ungewöhnliche Rolle, die George Clooney 2011 in "The Descendants" übernahm: Trat der Hollywood-Star zuvor vor allem als charismatischer Frauenschwarm, charmanter Gauner oder charakterstarker Held in Erscheinung, betrat er mit "The Descendants" schauspielerisches Neuland. In der Rolle eines ebenso plan- wie hilflosen Vaters konnte Clooney eine neue Facette seines Könnens zeigen – und das machte er ausgesprochen gut: Sehr nuanciert und glaubwürdig verkörperte er den zwischen Trauer und Wut, Verzweiflung und Entschlossenheit hin- und hergerissenen Protagonisten – und erhielt für seine Performance zu Recht einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller.
Auch wenn "The Descendants" hauptsächlich von Clooneys starkem Schauspiel lebt – auch Regisseur Alexander Payne und der Rest der exzellenten Darsteller-Riege haben ihren Anteil daran, dass der Film so gut funktioniert. Payne, der für sein Werk "Sideways" bereits 2004 einen Oscar erhielt, war auch diesmal am Drehbuch beteiligt, das auf dem Roman "Mit deinen Augen" von Kaui Hart Hemming basiert – ihm gelingt es, der im Grunde tragischen Geschichte auch immer wieder heitere Töne abzugewinnen und so dafür zu sorgen, dass die Inszenierung nie zu melodramatisch oder kitschig gerät.
Auch wenn die erzählte Familienstory in ihrem Kern recht trivial bleibt, entwickelt sie sich aufgrund der zurückhaltenden Erzählweise, Paynes guter Beobachtungsgabe und der Konzentration auf Durchschnittscharaktere doch zu einer ebenso glaubwürdigen wie berührenden Geschichte. Die Gratwanderung zwischen Tragik und Komik gelingt also, wobei die paradiesische Hawaii-Szenerie einen interessanten Kontrast zur Handlung darstellt, ohne zum bloßen Postkartenidyll zu verkommen. Auch wenn "The Descendants" das Rad nicht neu erfindet, hat Alexander Payne somit ein angenehm klischeefreies, zu Herzen gehendes und nicht zuletzt toll gespieltes Drama mit heiteren Zwischentönen inszeniert, das ohne Vorbehalte empfohlen werden kann.