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Doku

Superhelden

Wolfram von Eschenbachs Roman über den "tumben Thor" Parzival, der unter allen Umständen Ritter von König Artus und seiner Tafelrunde werden will, gilt als Literatur-Hit seiner Zeit. ZDF/Marc Riemer
Parzival will unbedingt Ritter der legendären Artusrunde werden. Bevor Parzival zum Ritter werden kann, muss er erst höfische Umgangsformen lernen. ZDF/Manuel Stallforth
Wolfram von Eschenbach (Darsteller) ist einer der berühmtesten Dichter des Mittelalters. Vermutlich stammt er aus dem niederen Adel, sicher hat er in höfischen Kreisen verkehrt. ZDF/Holger Neuhäuser
Parzival ist von königlichem Geblüt, doch er hat keine standesgemäße Erziehung genossen. ZDF/Manuel Stallforth
Die Gralsburg ist ein mythischer Ort und Sitz der sagenumwobenen Gralsgesellschaft. Nur Auserwählte können die Burg sehen. ZDF/Holger Neuhäuser
Bei einem Festbankett auf der Gralsburg setzt der Gralskönig alle Hoffnung auf Parzival. Der Held könnte den König mit einer einzigen Frage von seinem Leiden erlösen. Doch Parzival weiß nicht, dass von ihm Mitgefühl erwartet wird. ZDF/Julie Vrabelová
Parzival kennt weder Adel noch Kirche. Sein Lehrer Gurnemanz unterweist ihn in die Regeln und Gebräuche der Kirche. ZDF/Manuel Stallforth
Anfortas (Darsteller) ist der amtierende, schwer kranke König der Gralsgesellschaft. Bevor nicht ein Nachfolger für ihn gefunden ist, darf er nicht sterben. ZDF/Julie Vrabelová
Die Gralsgemeinschaft, die Parzival kennenlernt, unterliegt anderen Regeln. Eine Lanzenprozession ist eins der merkwürdigen Rituale, die Parzival während seines Aufenthalts auf der Gralsburg kennenlernt. ZDF/Julie Vrabelová
Parzival (Darsteller), der "tumbe Thor", ist zu Großem auserwählt. Doch davon ahnt er nichts. Parzival ist ein Held, der bis zum Schluss ein Außenseiter ist, weil er weder die höfischen noch christlichen Regeln kennt. ZDF/Julie Vrabelová

Parzival

Dokumentation D 2018, 45′

Inhalt

Diese Folge der "Terra X"-Reihe "Superhelden" erzählt von den Abenteuern des naiven Helden Parzival, der auserwählt ist, neuer König der geheimnisvollen Gralsgesellschaft zu werden. Der Roman über den unbedarften Helden Parzival, der erst lernen muss, einer zu sein, spielt in der gewaltsamen Welt der Ritter. Das Werk ist die humorvolle wie tiefsinnige Antwort auf die verheerenden Verhältnisse im Römisch-Deutschen Reich zur Zeit der Kreuzzüge. Wolfram von Eschenbach hat den Ritterroman über den "tumben Thor" Parzival um 1200 verfasst. Er ist zwar nicht der Erfinder der Figur - das war der Franzose Chrétien de Troyes -, aber er hat die Geschichte des schönen, aber unbesonnenen Helden weitergesponnen und zu einem Bestseller gemacht. Mit fast 25.000 Versen ist der "Parzival" das längste deutsche Erzählwerk seiner Zeit, mit über 100 Abschriften auch eines der beliebtesten im Mittelalter. Das liegt vor allem an den Themen, die der Dichter anspricht: Wolfram von Eschenbach geht es um ritterliche Wertvorstellungen, vorbildliche Herrscher und um die für ihn wichtigste christliche Tugend - Mitgefühl. Parzivals Abenteuer beginnen mit seinem Entschluss, Ritter von König Artus und dessen Tafelrunde zu werden. König Artus und seine Getreuen verkörpern im Mittelalter das ideale höfische Rittertum. Sie kämpfen für Kirche und Vaterland, beschützen die Schwachen und sorgen für die öffentliche Sicherheit. Im "Parzival" aber hat der Vorzeige-Hof seinen guten Ruf verspielt. Es herrscht Chaos und Streit, selbst der gerechte Artus handelt aus Willkür und Selbstsucht. Das Gegenmodell zum höfischen Rittertum der Artusrunde ist die geheimnisvolle Gralsgesellschaft. Ihre Regeln gibt der Gral vor. Sie sind so streng und starr, dass kein Mensch sie einhalten kann. Im Roman ist es der Gralskönig, der versagt und damit den Fortbestand der Gesellschaft in Gefahr bringt. Wolfram von Eschenbach entwirft die religiöse Gemeinschaft nach dem Vorbild der christlichen Ritterorden. Sie entstehen zur Zeit der Kreuzzüge. Im Namen Gottes ziehen sie als Soldaten Christi ins Heilige Land gegen die Muslime. Aber nicht nur die heilige Sache treibt die Ritter in den Kampf, sondern auch die Aussicht auf reiche Beute und Herrschaftsgebiete im Orient. Wer sich hinter der Gralsgesellschaft und ihrem Anführer Anfortas verbergen könnte, versucht der Film aufzuzeigen. Die Spur führt nach Spanien und zu den Tempelrittern, die nicht nur im Zusammenhang mit der Legende um den Heiligen Gral eine wesentliche Rolle gespielt haben, sondern auch bei der Rückeroberung der von Muslimen besetzten Gebiete Spaniens. Im Roman lernt Parzival beide Ritterwelten kennen. Er, der nichts von höfischen Sitten, ritterlichen Idealen und den Lehren der Kirche weiß und sie erst mühsam kennenlernen muss, wird nach harten Prüfungen schließlich zum Hoffnungsträger der christlichen Gesellschaft. Mit einer einzigen Heldentat, die darin besteht, menschliches Mitgefühl zu zeigen, kann er die Gemeinschaft vom Leid erlösen. Die Geschichte spiegelt die Ordnung in Europa um 1200 wider, mit all seinen Werten, Tugenden und Vorstellungen, aber auch Konflikten, Kriegen und Fehden. In einer Zeit des Umbruchs ist der Roman nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit den historischen Ereignissen jener Epoche, sondern auch die Suche nach einem neuen Selbstverständnis des Ritterstands. Als Wolfram von Eschenbach seinen Roman vollendet, sind die Kreuzzüge im Heiligen Land gescheitert, der deutsche Thronstreit im Römisch-Deutschen Reich ist gerade zu Ende. Die Menschen wünschen sich Frieden und Sicherheit. Parzival erfüllt die Sehnsucht nach einem Friedensstifter - das macht ihn zum Publikumsliebling im Mittelalter und darüber hinaus.

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