ORF-Schwerpunkt zu „75 Jahre Erklärung der Menschenrechte“ „Universum History“-Premieren über Nelson Mandela und Meilensteine queerer Geschichte
Vor 75 Jahren, am 10. Dezember 1948, wurde die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ von der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Palais de Chaillot in Paris verkündet. Zum 75. Jahrestag der Unterzeichnung stehen im Rahmen eines ORF-Programmschwerpunkts vom 1. bis 15. Dezember 2023 u. a. die beiden „Universum History“-Neuproduktionen „Mandela – Stratege, Kämpfer, Revolutionär“ zum zehnten Todestag des Friedensnobelpreisträgers und „Verbotenes Begehren“ über Meilensteine queerer Geschichte, ein „ZIB 2 History“-Interview von Martin Thür mit UNO-Generalsekretär António Guterres, das Biopic „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“, der „kulturMontag“, „WELTjournal +“, „Orientierung“ und „dokFilm“ in ORF 2 im Zeichen der Menschenrechte. Auch Ö1, ORF.at, die ORF-TVthek und der ORF TELETEXT widmen sich dem Jubiläum.
Die einzelnen ORF-2-Beiträge im Überblick:
Universum History: „Mandela – Stratege, Kämpfer, Revolutionär“ – 1. Dezember, 22.35 Uhr
Nelson Mandelas symbolträchtige Aktionen gegen die Apartheid in Südafrika begeisterten Menschen auf der ganzen Welt. Während er in seinem Heimatland mehr als ein Vierteljahrhundert lang als Staatsfeind im Gefängnis saß, machten ihn Anhänger aus allen politischen und kulturellen Lagern zu einer Legende. Aus dem mitunter radikalen Kämpfer Nelson Mandela wurde eine Ikone des Friedens und der Freiheit. Ein „Universum History“ von François-Xavier Destors über den Menschen hinter dem Mythos – zehn Jahre nach Mandelas Tod am 5. Dezember 2013 und 30 Jahre nach Zuerkennung des Friedensnobelpreises an ihn und den ehemaligen südafrikanischen Staatspräsidenten Frederik Willem de Klerk 1993.
Biopic „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ – 1. Dezember, 23.20 Uhr
Die Verfilmung der Lebensgeschichte des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela mit Idris Elba in der Titelrolle basiert auf der Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“. Das Biopic beschreibt Mandelas Lebensweg vom ANC-Aktivisten im Kampf gegen die Apartheid bis zum – nach 27 Jahren Haft auf Robben Island – in Freiheit gefeierten Staatspräsidenten von Südafrika
Filmfestival „This Human World“ im „kulturMontag“ – 4. Dezember, 23.10 Uhr
Seit ihrer Verkündung vor 75 Jahren durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris garantiert die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte jedem Menschen – unabhängig von Herkunft, Staatsangehörigkeit, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung/Identität, Sprache, Religion oder Vermögen – die gleichen Rechte. Angesichts der globalen Kriege und Krisen – etwa im Iran, dem Nahen Osten oder in der Ukraine – erleben wir, wie unsere auf diesen nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen humanitären Grundregeln basierende Weltordnung zunehmend zerbricht. Seit mittlerweile 16 Jahren richtet das International Human Rights Film Festival unter dem Titel „This Human World“ das Scheinwerferlicht auf aktuelle Brennpunkte der Menschenrechte. Heuer sind den Frauenprotesten im Iran oder dem Krieg in der Ukraine Schwerpunkte gewidmet. Mit einfühlsamen und aufrüttelnden Filmen wollen die Macher:innen auf politische wie soziale Missstände hinweisen – der „kulturMontag“ gibt einen Einblick.
ZIB 2 History: „75 Jahre Erklärung der Menschenrechte“ – 5. Dezember, 22.35 Uhr
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Sie gelten als große zivilisatorische Errungenschaft nach den Grauen des Zweiten Weltkriegs. 1948 verkünden die Vereinten Nationen in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Wie steht es heute, 75 Jahre danach, um die Menschenrechte in Österreich, Europa und der Welt? Wie können die Menschenrechte in kriegs- und kriegsähnlichen Zuständen wie aktuell in Israel oder in der Ukraine gewahrt werden? Warum sind die Menschenrechte auch heute in Gefahr? Dazu im Interview bei Martin Thür: UNO-Generalsekretär António Guterres.
Universum History: „Verbotenes Begehren: Meilensteine queerer Geschichte“ – 5. Dezember, 23.10 Uhr
Wien 1919: Die Bürgerstochter Margarethe „Gretl“ Csonka wird von ihrem Vater zu Sigmund Freud geschickt. Er soll sie von ihrem „verbotenen Begehren“ nach der skandalumwitterten preußischen Gräfin Puttkamer „heilen“. Doch Gretl kämpft um ihre Liebe – auch wenn das bedeutet, Sigmund Freud an der Nase herumzuführen. In der Konfrontation mit Gretl kommt Freud zum Schluss, dass Homosexualität nicht geheilt werden kann und auch nicht geheilt werden muss. Parallel zeigt die Dokumentation von Fritz Kalteis, wie sich im Wien und vor allem im Berlin der Zwischenkriegszeit erstmals queeres Selbstbewusstsein entfaltet – nur um bald darauf von den Nazionalsozialisten brutal zerstört zu werden.
WELTjournal +: „Sieben Winter in Teheran – der Fall Reyhaneh Jabbari“ – 6. Dezember, 23.25 Uhr
Die iranische Studentin Reyhaneh Jabbari ist 19 Jahre alt, als ein Geschäftsmann sie vergewaltigt und sie ihn in Notwehr ersticht. Reyhaneh wird des Mordes angeklagt und schließlich zum Tod verurteilt. Sieben Jahre verbringt sie im Gefängnis und kämpft um Gerechtigkeit, nicht nur für sich, sondern auch für ihre Mitgefangenen – vergebens. „WELTjournal +“ zeigt den preisgekrönten Film von Steffi Niederzoll, die am Schicksal von Reyhaneh Jabbari das Unrechtssystem im Iran sichtbar macht.
Orientierung: „Kirche und Menschenrechte: Eine schwierige Annäherung“ – 10. Dezember, 12.30 Uhr
Es vergeht kaum eine Woche, in der Papst Franziskus nicht seine Stimme für die Rechte von benachteiligten Menschen erhebt. Zur Idee von Menschenrechten selbst, wie sie die Vereinten Nationen vor 75 Jahren proklamierten, blieb die Kirche lange auf Distanz. Vor allem die Meinungs- und Religionsfreiheit waren ihr ein Dorn im Auge. Erst Papst Johannes XXIII. und das Zweite Vatikanische Konzil brachten die Wende. Mittlerweile hat der Heilige Stuhl einige UN-Abkommen wie die Kinderrechtskonvention unterschrieben, andere wie die Frauenrechtskonvention jedoch nicht. Und manche möglichen neuen Menschenrechte wie das auf Abtreibung oder verbriefte Rechte von LGBTQ-Personen beunruhigen den Vatikan regelrecht.
dokFilm: „Human – Die zwei Seiten der Menschheit“ – 10. Dezember, 23.05 Uhr
In einer einzigartigen Kombination aus Zeitzeugenaussagen und Selbstreflexion analysiert der Dokumentarfilm das Leben der Menschen auf unserem Planeten, das einerseits durch Kriege und Konflikte zerrissen, andererseits dank empathischer Solidarität und dem Gefühl des Zusammenhalts aufrechterhalten wird. Der berühmte Fotograf und Filmemacher Yann Arthus-Bertrand wirbt mit seinem Film für Menschlichkeit und Mitgefühl. Was macht uns Menschen aus? Über drei Jahre hinweg hat Bertrand Interviews mit mehr als 2.000 Menschen aus 60 Ländern geführt. Dabei ist ein filmisches Kunstwerk über den Menschen an sich, aber auch über die Besonderheiten des Individuums entstanden.
Universum History: „Gaudiopolis – Republik der Kinder“ – 11. Dezember, 12.00 Uh
Gaudiopolis war eine selbst verwaltete Kinder- und Jugendrepublik in Budapest von 1945 bis 1950. Es ist die unglaubliche Geschichte einer „gelebten Utopie“ im zerstörten Nachkriegseuropa, in der mehr als 200 Kinder ihre eigenen Ideen von Demokratie und Frieden spielend lebten. Gegründet vom lutherischen Pastor Gábor Sztehlo wurde Gaudiopolis für viele Kriegswaisen zu einem Hort für Hoffnung, Freude, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Gábor Sztehlo hatte schon während des Krieges 32 Kinderheime gegründet und Tausenden jüdischen Kindern das Leben gerettet. 1972 wurde er als einer der ersten Ungarn in die Liste der „Gerechten“ von Yad Vashem aufgenommen. Frederic Tonollis Doku zeichnet die Entstehung und das Ende dieses außergewöhnlichen Projektes nach, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten von der unglaublichen Kraft, die sie ihr Leben lang daraus geschöpft haben.
Universum History: „Zwischen Burka und Scharia – Die vergessenen Frauen Afghanistans“ – 15. Dezember, 23.05 Uhr
Seit der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 sind die Frauen Afghanistans einmal mehr all ihrer Rechte und Freiheiten beraubt. Sie sind Teil der wechselhaften Geschichte eines Landes, das immer wieder Spielball ideologischer Großmachtsinteressen und von Bürgerkriegen zerrissen war. Sechs Frauen, die sich als Politikerinnen, Frauen- und Menschenrechtsaktivistinnen für ihr Land engagiert haben, lassen die Geschichte ihres gebeutelten Landes Revue passieren – von einer unbeschwerten Friedensphase in den 1960er Jahren bis zum heutigen neuerlichen Terrorregime der Taliban.
Ö1-Schwerpunkt zum 75. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte
In den „Gedanken für den Tag“ spricht Elke Aigner, Geschäftsführerin des Vereins SOS-Menschenrechte Österreich, über die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte – von Montag, dem 4. bis Samstag, den 9. Dezember, jeweils um 6.57 Uhr in Ö1. „Trostgesänge – Ein Konzert zum Tag der Menschenrechte“ überträgt Ö1 am Donnerstag, dem 7. Dezember, ab 19.30 Uhr live aus dem ORF RadioKulturhaus. Das Ensemble REIHE Zykan+ spielt eine Komposition von Michael Mautner nach Kinderliedern und Texten von der im KZ ermordeten Schriftstellerin Ilse Weber, eine Uraufführung von Elfi Aichinger nach Ingeborg Bachmann sowie Duette von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy. Die „Hörbilder“ bringen am Samstag, dem 9. Dezember, ab 9.05 Uhr das Feature „Kabuls Demokratie im Exil“. Drei afghanische Politikerinnen blicken zurück auf Lebensgeschichten, die von Brüchen bestimmt sind – und vom Streben nach weiblicher Selbstermächtigung. Können sie aus dem Exil für eine Demokratie kämpfen, die nicht länger existiert? Der Frage „Was sind der Menschen Rechte?“ geht die Menschenrechtsexpertin Marianne Schulze in den „Gedanken“ am Sonntag, dem 10. Dezember, ab 9.05 Uhr in Ö1 nach. Ab 14.05 Uhr ist in den „Menschenbildern“ unter dem Titel „Gerechtigkeit ist ein großes Wort“ ein Porträt über die Juristin Renate Winter zu hören. Ein Gespräch mit dem UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk steht am Mittwoch, dem 13. Dezember, ab 21.00 Uhr auf dem Programm des „Salzburger Nachtstudio“. Die „Hörbilder Spezial“ bringen am Montag, dem 25. Dezember, ab 10.05 Uhr ein Porträt über „Miriam Makeba“, die ihr Leben lang gegen Unterdrückung und Rassentrennung in ihrer Heimat Südafrika und in der Welt kämpfte. Unter dem Titel „Die UN-Menschenrechtscharta“ widmet sich die Rechtswissenschafterin und ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, Angelika Nußberger, der Entstehungsgeschichte dieser wichtigen Resolution und ihrer aktuellen Bedeutung – in „Betrifft: Geschichte“ von Mittwoch, dem 27., bis Freitag, den 29. Dezember, jeweils um 17.55 Uhr in Ö1. Anlässlich des Jahreswechsels formuliert „SOS Mitmensch“-Sprecher Alexander Pollak in den „Gedanken“ seine dringlichsten Wünsche für 2024 – am Sonntag, dem 31. Dezember, ab 9.05 Uhr in Ö1. Das Programm im Detail ist abrufbar unter https://oe1.ORF.at/menschenrechte.
ORF.at, ORF-TVthek und im ORF TELETEXT
Das ORF.at-Netzwerk und der ORF TELETEXT erinnern im Rahmen ihrer aktuellen Berichterstattung an das Jubiläum und widmen sich – z. B. in einer ORF-TOPOS-Story – dem Thema Menschenrechte. Die ORF-TVthek bringt die ORF-TV-Sendungen zum Thema, sofern die entsprechenden Online-Lizenzrechte verfügbar sind, als Live-Stream und als Video-on-Demand.
Foto von Markus Spiske auf Unsplash