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ZDFinfo Mi.. 15.01.
Doku

Kiez & Knete - Unterwegs mit Aminata Belli

Andreas lebte fünf Jahre lang auf den Straßen von Wiesbaden. Vor über einem Jahr hat er einen Schlafplatz in der "Teestube" bekommen. ZDF/Farah Mhaimdat
Ali hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern im Westend zu helfen und sammelt immer wieder Spielzeug und Ähnliches, um es dann zu verschenken. ZDF/Farah Mhaimdat
Sophie (r.) und Max (M.) führen den Familienbetrieb in fünfter Generation. Sie besitzen ein Weingut im Rheingau. Max hat ein Hausboot gebaut, auf dem sie gelegentlich mit Freunden feiern und ihren Wein verkosten - hier mit Aminata Belli (l.). ZDF/Farah Mhaimdat
Ali wächst im Wiesbadener Westend auf. Jedes zweite Kind ist hier von Armut bedroht. Seine Eltern sind aus dem Libanon geflohen. ZDF/Farah Mhaimdat
Früher hat Andreas am Wiesbadener Hauptbahnhof in einem Schlafsack geschlafen. Jetzt konnte er in das erste Mini-Häuschen Wiesbadens einziehen. ZDF/Farah Mhaimdat
Stephanie (r.) und Christian Rother (l.) führen eine Galerie in der Wiesbadener Taunusstraße. Den Kunsthandel hat Christian von seiner Mutter übernommen. Hier mit Aminata Belli (M.) ZDF/Lara Shehade
Patricia ist alleinerziehende Mutter. Mit ihrem fünfjährigen Sohn wohnt sie in einer 55 Quadratmeter Wohnung. Patricia studiert Psychologie, im Monat haben die beiden 1020 Euro zur Verfügung. ZDF/Farah Mhaimdat
Sophie (l.) hat Weinbau studiert und ist für den Weinkeller des Familienbetriebs zuständig. Ihr Ziel: einen eigenen Sekt zu produzieren. Immer mit dabei ist ihr Hund Bubbles - hier mit Aminata Belli (r.). ZDF/Farah Mhaimdat

Armes, reiches Wiesbaden

Dokumentation D 2023, 45′

Inhalt

Wiesbaden - Nizza des Nordens. Zwölf Milliarden Euro Kaufkraft. Doch die Stadt kämpft mit Kinderarmut. Aminata Belli trifft Menschen mit mehr und mit weniger Geld zum Leben. Wiesbaden hat dicht hinter Offenbach die höchste Kinderarmutsquote in Hessen. Im Inneren Westend ist jedes zweite Kind von Armut bedroht. Das viele Geld der Wiesbadener wird nicht verdient, es wird vererbt. Aminata ist das erste Mal in Wiesbaden. Schnell wird ihr klar, die Stadt riecht nach Geld. Ein riesiges Kasino, teure Sportwagen vor schmuckvollen Jugendstilfassaden, unzählige Luxusgeschäfte. Doch ein zweiter Blick offenbart auch große Armut. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in Wiesbaden besonders groß. Im Inneren Westend trifft sich Aminata mit Ali. Er zeigt ihr sein Viertel, auch "Klein-Istanbul" genannt, in dem er aufgewachsen ist. In diesem Viertel leben vor allem ärmere Menschen mit Migrationshintergrund. Jedes zweite Kind ist dort von Armut bedroht. Ali führt Aminata durch die berühmte Wellritzstraße und spricht über seine schwierige Jugend. Mittlerweile hilft er den Kindern, indem er Sachspenden in Form von Spielzeug und Kleidung für das Kinderzentrum Wellritzhof sammelt. Die Kinder der Rothers sind auf solche Spenden nicht angewiesen. Christian und Stephanie Rother erben ein Vermögen von Christians Großeltern. Aber das Paar ruht sich nicht auf dem Erbe aus, es führt die Galerie Rother in der Taunusstraße in zweiter Generation, wo ein Gemälde gern mal so viel wie ein Auto kostet. Und Stephanie leitet außerdem noch ihre eigene kleine Firma. Zwei Kinder, mehrere Geschäfte, dafür braucht die Familie Platz. Sie lebt in zwei miteinander verbundenen Wohnungen. Das Erbe von Christians Großeltern ist für ihn allerdings weniger Segen als Last. Das alte Geld bringt Verantwortung mit sich. Die Rothers müssen das Erbe verwalten, möchten es für ihre Kinder und Kindeskinder aufrechterhalten und auch der Gesellschaft etwas zurückgeben. Ist der Reichtum für die Rothers vielleicht eher Fluch als Segen? Andreas lebt eine ganz andere Realität. Er lebt seit mehreren Jahren auf der Straße. Momentan arbeitet er in der Teeküche in Wiesbaden, einer Aufenthalts- und Schlafmöglichkeit für Wohnungslose wie ihn. Er möchte helfen, wo er kann, und kritisiert die Politik dafür, dass sie das Thema Obdachlosigkeit gern unterschätzt. Für Andreas beginnt in den nächsten Tagen ein neuer Lebensabschnitt. Er darf in das erste Holzhäuschen des Projekts "Dach überm Kopf" des Diakonischen Werks Wiesbaden ziehen. Endlich die Türe hinter sich schließen können, darauf freut sich Andreas. Aminata fährt raus aufs Land, in den Rheingau. Dort lernt sie Sophie und Max Egert kennen. Die beiden Geschwister haben das Weingut ihrer Eltern übernommen. Allein die knapp zehn Hektar Rebfläche haben einen Wert, der im niedrigen sechsstelligen Bereich liegt. Die jungen Winzer sagen, ohne Grund und Boden zu erben, sei es kaum möglich, ein Weingut zu führen. Max und Sophie sind sich ihres Privilegs bewusst, aber da sie nicht planen, das Weingut zu verkaufen, bedeutet das Winzerdasein für sie eine Menge harter Arbeit und auch Risiken. Denn Weinanbau ist ein Knochenjob, und das Geld, das sie verdienen, fließt größtenteils in neue Maschinen und Geräte. Auch die steigenden Energiekosten und die Inflation bereiten den Egerts Sorgen. Eigentlich müssten sie ihre Verkaufspreise ordentlich anheben, aber macht der Kunde das mit? Zurück in Wiesbaden, rechnet Aminata mit Patricia ihre monatlichen Fixkosten zusammen. Jeden Monat reicht das Geld entweder kaum oder gar nicht. Patricia ist alleinerziehend und studiert halbtags im Fernstudium. Der leibliche Vater ihres Kindes ist nicht bereit, Unterhalt zu zahlen. Ihr Studium ist nicht BaföG-berechtigt, aber die einzige Möglichkeit, wie Patricia sich um ihren Sohn kümmern kann. Sie muss von Sozialhilfen leben, was sie und ihren Sohn psychisch belastet. Patricia fühlt sich, als würde sie anderen Menschen auf der Tasche liegen, und ihr Sohn lernt schon früh, auf Dinge zu verzichten. Wohlstand und Armut bleiben in Deutschland ein schwieriges Thema. Viele Menschen wollten nicht mit Aminata darüber sprechen oder sagten im späteren Verlauf der Produktion ab. Geld ist ein Tabuthema in Deutschland, aber gerade deshalb ist es wichtig, darüber zu sprechen, um etwas zu verändern.

Sendungsinfos

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