ARTE
ARTE Mi.. 15.01.

Heinrich Böll: Katharina Blum lebt!

Margarethe von Trotta und Volker Schlöndorff verfilmten gemeinsam die ?Die verlorene Ehre der Katharina Blum? (1975) ? doch er galt als Regisseur des Films, denn Frauen wurden in der Branche nicht ernst genommen. ZDF
Die Journalistin Rokhaya Diallo erkennt einen Zusammenhang zwischen damals und heute: In Heinrich Bölls Erzählung ?Die verlorene Ehre der Katharina Blum? aus dem Jahr 1974 hetzt die Boulevardzeitung, heute geschieht dies im Internet. ZDF

TV-Programm des deutsch-französischen Rundfunkveranstalters Association Relative à la Télévision Européenne. ARTE sendet ein Vollprogramm mit den Schwerpunkten Kultur, außergewöhnliche Dokumentationen, zeitgenössische Spielfilme sowie Musik- und Theaterproduktionen.

Das Erbe einer Erzählung

Literatur D 2024, 52′

Kurzbeschreibung

"Wie Gewalt entsteht und wohin sie führen kann" - so der Untertitel von Heinrich Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Darin wird die Hetzjagd auf eine Frau beschrieben. Heute scheint die Erzählung so aktuell wie nie, Frauenhass und öffentliche Diffamierung virulent und allgegenwärtig. Was macht das Werk so zeitlos - und woher kommt der Hass gegen Frauen?

Inhalt

Vor 50 Jahren schrieb Heinrich Böll die Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Es ist die Geschichte einer Frau, die ins Kreuzfeuer der Presse gerät, von der Öffentlichkeit diffamiert wird und am Ende den federführenden Journalisten erschießt. Die Erzählung landet auf Anhieb auf Platz eins der Bestsellerliste - 2,7 Millionen Mal verkauft und in 30 Sprachen übersetzt. Bis heute ist sie ein Symbol für die Hetze der Boulevardmedien, die eine Frau zur Mörderin gemacht haben. Das Buch des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll entstand kurz nach den Studentenunruhen, in den Gründungsjahren der RAF, als die Debatte um Terror und Sympathisanten die Medien beherrschte. Es wird hoch gelobt und ist heftig umstritten. Auch Böll wird vorgeworfen, mit seiner Erzählung Gewalt zu rechtfertigen. Andere sehen in dem Buch eine gelungene Abrechnung mit der Sensationspresse. Es ist eine Erzählung - so Reich-Ranicki damals in der "FAZ" -, die "der deutschen Gegenwart mitten ins Herz" zielt. Was machte die Erzählung damals so brisant und warum ist sie heute noch aktuell? Diesen Fragen geht die Dokumentation nach und legt den Fokus auf die Frau, die Hassattacken ausgesetzt ist. Was damals die Zeitung macht, geschieht heute im Internet. Die Dokumentation begibt sich zu denen, die einen persönlichen Bezug zum Buch oder zum Thema haben - sie interviewt Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta, die den Stoff ein Jahr nach Erscheinen des Buches verfilmt haben, spricht mit Günter Wallraff über die Praktiken der "Bild"-Zeitung, mit den Schriftstellerinnen Sharon Dodua Otoo, Anne Rabe und Oriane Jeancourt Galignani über das Buch und mit Katja Diehl und Rokhaya Diallo über den Hass im Netz, dem sie aufgrund ihrer aktivistischen und publizistischen Tätigkeit ausgesetzt sind.

Sendungsinfos

Regie: Cordula Echterhoff, Birgit Schulz Untertitel, Stereo
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