Eine königliche Affäre Film und Doku über brisante historische Ménage à trois

Kopenhagen gegen Ende des 18. Jahrhunderts: Beinahe 20 Jahre vor dem Beginn der Französischen Revolution erlebt Dänemark, das älteste Königreich der Welt, einen Machtkampf, der ganz Europa in Atem hält – ein geistig kranker König, eine schöne, emotional vereinsamte Königin und ein Leibarzt, der zum bürgerlichen Herrscher in Dänemark aufsteigt und schließlich an seiner Reformwut scheitert, sind die Protagonisten dramatischer Ereignisse und einer Ménage-à-trois. Zwei Filme beleuchten diese wahre historische Begebenheit am Dienstag (22.12.) auf ARTE: Der Spielfilm "Die Königin und der Leibarzt" um 20:15 Uhr und der anschließende Dokumentarfilm "Eine königliche Affäre" um 22:25 Uhr.

ZWISCHEN UNGLÜCKLICHER ZWANGSEHE...

"Die Königin und der Leibarzt" spielt im Dänemark des Jahres 1766: Um die Machtverhältnisse zwischen dem Königreich Dänemark und England zu sichern und stärken, wird die erst 15-jährige Caroline Mathilde, jüngste Tochter des Friedrich Ludwig von Hannover sowie Schwester des Prinzen von Wales und späteren englischen Königs George III., mit dem dänischen König Christian VII. verheiratet. Der junge König, dem sie noch nie begegnet ist, wird ihr als gebildet und kulturell interessiert geschildert – bei ihrer Ankunft in Dänemark muss sie jedoch erkennen, dass sie die Ehe mit einem infantil kichernden, sich unmöglich benehmenden 17-Jährigen geschlossen hat, der bei Hofstaat und Volk den zweifelhaften Ruf genießt, wahnsinnig zu sein.

...UND FOLGENSCHWERER AFFÄRE

Wie zu erwarten, verläuft die Ehe alles andere als glücklich – das ändert sich auch nicht, als Caroline Mathilde einen Thronfolger zur Welt bringt: Der König scheint sich weder für seine junge Familie, noch für das politische Tagesgeschäft zu interessieren und zieht es vor, sich in den örtlichen Bordellen zu vergnügen oder auf ausgedehnte Reisen zu gehen. Als der launenhafte, psychisch labile König einen Zusammenbruch erleidet, beschließt der Ministerrat, ihm einen Leibarzt zur Seite zu stellen und holt den charismatischen Freigeist Johann Friedrich Struensee an den Hof, der rasch das Vertrauen des Königs gewinnt: Ihm gelingt es, zu dessen engstem Berater aufzusteigen und seine Ideen der Aufklärung in den königlichen Rat einzubringen. Doch als sich die junge Königin Caroline Mathilde in Struensee verliebt, entsteht ein dramatisches Macht- und Liebesdreieck...

PACKENDER GENRE-MIX MIT TOP-BESETZUNG

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Happy End hat die auf wahren Ereignissen basierende Verfilmung einer "königlichen Affäre" nicht zu bieten – endete Struensee im echten Leben doch, nachdem er zwei Jahre im Besitz der Regierungsgewalt war, 1772 auf dem Schafott. Über das dramatische Macht- und Liebesdreieck wurden bereits zahlreiche Dokumentationen und Bücher verfasst, zuletzt der vielbeachtete Roman "Der Besuch des Leibarztes" von Per Olov Enquist. Nikolaj Arcel hat den Stoff mit Hilfe einer großartigen Besetzung rund um Mads Mikkelsen ("Casino Royale") und Alicia Vikander ("Ex Machina") als faszinierende Mischung aus Politthriller, Romanze und Tragödie auf die Leinwand gebracht und wurde dafür auf der Berlinale 2012 mit zwei Auszeichnungen belohnt.

PSYCHOLOGISCH FUNDIERTE SPIELDOKU

Gleich anschließend an den Film "Die Königin und der Leibarzt" widmet sich die szenische Dokumentation "Eine königliche Affäre" Struensees Schicksal: Aufnahmen von den Originalschauplätzen der Struensee-Affäre in Dänemark, England und Deutschland, Interviews mit internationalen Experten und lange geheim gehaltene Originaldokumente des Skandals, der seinerzeit in ganz Europa Aufmerksamkeit erregte, werden darin mit aufwendig gestalteten Spielszenen kombiniert, die im hessischen Rokokoschloss Wilhelmsthal bei Calden gedreht wurden. Sie zeichnen die menschlichen Seiten des an Shakespeares Königsdramen erinnernden Geschehens nach: Die inneren Beweggründe der Protagonisten und die pikante Dreiecksbeziehung zwischen König, Königin und Leibarzt werden in psychologisch fundierten Szenen erzählt.

Bild: ZDF / © Zentropa International Sweden/Sirena Film Prague/Jiri Hanzl