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ZDFinfo Do.. 17.10.
Doku

Tatort Steinzeit

Feindliche Krieger auf Raubzug. Wer war verantwortlich für die 2013 gefundenen Leichen in einem Massengrab bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt? ZDF/Nachme Okon
Ein Clan-Chef der Jungsteinzeit, Oberhaupt über 15 bis 20 Männer, Frauen und Kinder. Die autarken Dorfeinheiten stellten Stoffe und Keramiken her, betrieben Viehzucht und waren fest verwurzelt mit dem Land, das sie urbar machten. ZDF/Namche Okon
Kulthandlung, Menschenopfer oder Kannibalismus? In einer jungsteinzeitlichen Siedlung bei Herxheim in Rheinland-Pfalz fanden Forscher massenhaft Skelette. Die meisten Knochen weisen Schnittspuren auf, die auf ein grausames Opferritual hindeuten. ZDF/Namche Okon
Feindliche Krieger auf Raubzug. Mit Beginn der Neolithischen Revolution vor 7000 Jahren werden umherziehende Jäger und Sammler zu sesshaften Bauern mit Eigentum und Grundbesitz - um den es sich auch zu kämpfen lohnt. ZDF/Namche Okon
In der Jungsteinzeit bestatten die Menschen ihre Toten in der sogenannten Hockerstellung. Je nach Status der Toten gaben ihnen die Hinterbliebenen wertvolle Grabbeigaben mit auf den Weg. ZDF/Hans Jakobi
Die Menschen vor 7000 Jahren glaubten an die Wirkung religiöser Rituale. Darauf lassen Grabbeigaben und Überreste von teils farbigen Götzen-Statuen schließen. ZDF/Namche Okon
Autarke Dorfgemeinschaften. Neben den typischen Landhäusern für 12 bis 20 Clan-Mitglieder legten die Bauern auch kleine Felder und Gärten an und bauten dort Emmer, Einkorn und Gerste an. ZDF/Holger Neuhäuser
Nur Massengräber und Knochen sind übrig geblieben von der Kultur der ersten Siedler auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. ZDF/Holger Neuhäuser
Als der Mensch den Krieg erfand? Auffällig viele Massengräber, Spuren von Gewalt, Mord und Totschlag aus der Zeit des Neolithikums vor 7000 Jahren stellen Archäologen vor große Rätsel. ZDF/Namche Okon
Auf einem Feld bei Warburg in Nordrhein-Westfalen finden die Archäologen Hans-Otto Pollmann und Maria Hahne einen 7000 Jahre alten Friedhof. Zum Vorschein kommen neben Knochenresten und Zähnen auch Grabbeigaben. ZDF/Hans Jakobi

Deutschland vor 7000 Jahren

Dokumentation D 2019, 45′

Inhalt

Immer wieder stoßen Forscher auf die Spuren von Gewalt, die in diesem Ausmaß aus früheren Epochen unbekannt sind. Wer waren die Opfer und wer die Täter? Ausgehend von spektakulären Funden prähistorischer Massengräber in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niederösterreich entwirft der Film ein Panorama der damaligen Lebenswelt. Einer Epoche, in der Menschen auf dem Gebiet Deutschlands erstmals sesshaft wurden. 2013 entdecken Forscher bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt ein Massengrab mit elf Skeletten aus der Jungsteinzeit. Spuren an den Knochen zeugen von gezielter Tötung von Gefangenen. Es zeigt, dass die Auseinandersetzungen der frühen Ackerbauern mit großer Brutalität geführt wurden. Was war der Grund? Stoßen die Archäologen auf die Spuren von Gewaltverbrechen oder gar von kultischen Opferungen? In anderen Teilen Deutschlands werden ähnliche Gräber gefunden. Die Menschen scheinen alle zur selben Zeit brutal ermordet worden zu sein. Was ist hier vor knapp 7000 Jahren passiert? Hat der Mensch damals den Krieg erfunden? Wissenschaftler sprechen von der "neolithischen Revolution", als sich etwa 9000 vor Christus im Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds Menschen erstmals dauerhaft an einem Ort niederließen. Ungefähr 5500 Jahre vor Christus erreichte diese radikale Umwälzung in der Lebensweise der Menschen - nur vergleichbar mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert - auch Europa und erstreckte sich über ein Gebiet von der heutigen Ukraine im Osten bis zum Pariser Becken im Westen. Wo sich vorher noch Jäger und Sammler am Vorrat der Natur bedienten, wurden jetzt Hütten gebaut, Getreide kultiviert und Tiere gezüchtet. Siedlungen wuchsen, und der Handel florierte. Aber die Sesshaft-Werdung führte offenbar zu neuartigen Konflikten. Denn jetzt entstand Privateigentum in einem Umfang, wie ihn die nomadisierenden Jäger und Sammler nicht kannten: Landbesitz, Häuser, Viehherden und so weiter. Mit dem Anspruch auf Eigentum schlich sich auch - das scheint die Botschaft der Massengräber zu sein - die Kehrseite des Besitzes ein, die Bereitschaft, ihn notfalls mit Gewalt gegen den Zugriff anderer zu verteidigen. Starke Klimaschwankungen am Ende der Jungsteinzeit, die auf Ernteausfälle und Notstände hinweisen, verstärkten die Konflikte. Müssen wir davon ausgehen, dass vor rund 7000 Jahren der Krieg in die Welt kam? Am Beispiel der Funde von Halberstadt und anderer Massengräber rekonstruiert die Dokumentation das Leben der Menschen vor 7000 Jahren. Viele Fakten überraschen, etwa die Zeugnisse eines schon existierenden Fernhandels, technische Fertigkeiten und Kenntnisse sowie die Hinweise auf eine komplexe Religion. Angelegt als kriminalistische Spurensuche bringt der Film dem Zuschauer eine kaum bekannte, aber enorm folgenreiche Epoche der Menschheitsgeschichte in ihrer ökonomischen, sozialen und spirituellen Komplexität nahe.

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