No. 623
Ausgabe #623 Cover

Streaming vs. lineares Fernsehen Wie lange werden Sender noch überleben?

Advertorial Endlich Feierabend! Heimkommen und mit den Liebsten auf dem Sofa kuscheln. Die Nachrichten sind Pflicht und dann erscheint ein neuer Teil der Lieblingsserie. So sah lange Zeit ein österreichisches Durchschnittsszenario aus und doch ist es vielleicht schon bald nur noch eine nostalgische Erinnerung. 

Wird das lineare Fernsehen den Streaming-Boom überdauern? Die Fakten sprechen eine andere Sprache, zumindest wenn es um das reine Fernsehen geht. Wobei der Fernsehzuschauer aufatmen darf. Man wird ihn wohl nicht ganz vergessen. 

 

Fernsehen oder Streaming: Eine Frage des Alters?

Die Zukunft des Fernsehens ist, so scheint es, längst Opfer des Generationskonfliktes. Ob das lineare Fernsehen Bestand hat und wie es in Zukunft aussehen kann, definiert sich darüber, an wen sich diese Frage richtet. Nein, nicht, weil hauptsächlich ältere Menschen zur Fernbedienung greifen. Eher, weil junge wie alte Menschen im Live-Fernsehen die zusätzliche Interaktion vermissen.

Dass eine Kombination aus termingebundenen Live-Events und interaktiver Beteiligung funktionieren könnte, zeigen derweil Angebote wie ein Live-Casino oder interaktive Informationsprogramme, die sich in ihrer Ausrichtung sehr gut mit dem Charakter des linearen Fernsehens verbinden lassen. Die Nutzer werden hier aktiv in eine live laufende Aktion eingebunden. Ein Konzept, das ähnlich unkompliziert in Shows und Nachrichtenformaten funktionieren kann.

Flexibel und personalisiert

In der Realität hängt das klassische Fernsehen in Sachen Flexibilität deutlich nach. Zwar betreiben zahlreiche TV-Sender Mediatheken mit Streaming-Charakter, das Angebot ist jedoch entweder an eine Mitgliedschaft gebunden oder zeitlich befristet.

Den etablierten Streaming-Diensten wie Disney+ und Netflix können die Sender so nicht das Wasser reichen. Hier erlebt der Nutzer deutlich mehr Komfort. Die Inhalte stehen jederzeit in freier Kombination zur Verfügung, Vorschläge erscheinen personalisiert und das Angebot bleibt mehr oder weniger breit gefächert. Es wird deutlich, weshalb die Online-Anbieter kontinuierlich an Popularität gewinnen.

Nostalgie und Bequemlichkeit

Das klassische Fernsehen fährt innerhalb der Marktanteile entsprechend große Verluste ein und doch halten nicht nur ältere Menschen an ihrem Programm fest. Wie kommt das?

Mit Sicherheit spielt der Gewohnheitsfaktor eine wesentliche Rolle. Zumindest der frisch pensionierte Fernsehzuschauer hat seine Abende schon immer im Takt Nachricht, Hauptfilm, Show und Spätprogramm verbracht. Der Ablauf gehört zu seinem Alltag, ähnlich dem morgendlichen Frühstück.

Zudem ist es technisch weniger herausfordernd, lineare Programme anzuwählen. Online-Angebote verlangen nach Abo-Willen, medialen Kompetenzen und schlicht Entscheidungen. Da ist der Knopf auf der Fernbedienung deutlich schneller gedrückt, zumal auch innerhalb des linearen Fernsehens eine digitale Vorauswahl getroffen werden kann.

Der Zuschauer kann sich außerdem sicher sein, auch regionale Inhalte präsentiert zu bekommen. Amerikanisch beeinflusste Streamingdienste halten gefühlt deutlich mehr Abstand zu den eigenen Interessen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Laut dem Media Consumer Survey 2024 halten immerhin 81 Prozent der Deutschen an “ihrem Sender” fest. Für sie bleibt das lineare Fernsehen Teil ihrer täglichen Gewohnheiten. Ob sich das auch auf Österreich übertragen lässt, ist jedoch unklar.

Zufrieden sind beide Gruppen nicht

Wenn da nicht die Werbung wäre. Die Zwangspause stört. Das wissen Zuschauer und Werbetreibende. Ironischerweise ziehen beide gleichermaßen weiter ins Internet. Die Werbepausen bleiben, die Inhalte geraten jedoch erstaunlich lieblos.

Der Wechsel zu einem Streaming-Anbieter führt vom Regen in die Traufe, erscheint jedoch zumindest ansprechender. Online-Werbung lässt sich personalisieren. Dennoch macht der Ausdruck Ads das Werbeerlebnis nicht zwingend angenehmer.

Millionen von Streaming-Abonnenten machen in Österreich täglich diese Erfahrung. Dennoch schwören Sie auf die Vorteile ihrer Portale. Flexible Angebote, Binge-Watching und Interaktivität punkten in dieser weitestgehend jungen Zielgruppe.

Argumente, die das ältere Publikum nicht kaltlassen. Sender, die es schaffen, die alternde Gesellschaft durch Hybridangebote abzuholen, sind klar im Vorteil. Der Fokus liegt auf regionalen Inhalten mit zuschauerorientierten Interaktionsoptionen.

Wo sind Überschneidungen möglich?

Live-Shows binden Online- Abstimmungen mit ein, in Interviews wird auf sekundenaktuelle Chatfragen eingegangen, Hashtag- basierte Diskussionen und Social-Media-Einbindung machen das TV-Programm zu einem persönlichen Erlebnis.

Ein Erlebnis, das auch dem Spieltrieb der Nutzer entgegenkommt. Womit wir wieder auf die Vorteile von On-Demand-Angeboten zurückkommen. Den Streaming-Diensten fällt es deutlich leichter, das Gaming-Bedürfnis in ihr Angebot zu integrieren.

Mit einem Wisch wechselt der Zuschauer hier zu den Online-Games desselben Portals. Es fällt leicht, sich in dieser Form zu verlieren, auch, weil alle Inhalte problemlos über das Smartphone wiedergegeben werden können.

Faktor Wiedergabetechnik

Unterwegs fernsehen ist inzwischen selbstverständlich. Somit treibt der technische Fortschritt die Zuschauerbindung stets mit voran. Die Tastenbelegung der Fernbedienung bietet teils eine interaktive Schnellwahl, das TV-Gerät selbst ist für Internetinhalte optimiert. Der Zuschauer bekommt dadurch generell Zugriff auf beide Zugänge.

Bringt das Switchen durch die Kanäle nichts, wird ohne Unterbrechung auf Netflix und Co. weitergesucht. Der einfache Wechsel hält das steifere Medium Fernsehen im Gedächtnis.

Wer schaut was wo?

Darüber hinaus erfreuen sich die TV-Sender wesentlicher Rechte, etwa im Rahmen von Sportevents. Sportsendungen gehören zu den meistgesehenen Fernsehprogrammen in Österreich. Dicht gefolgt von Nachrichtenmagazinen und Unterhaltungsshows.

Dieses Wissen legt die Annahme nahe, dass die Wahl des Abendprogramms auch immer mit Bequemlichkeit zu tun hat. Fernsehen ist passives Konsumieren. Man darf entspannen und muss einmal am Tag eben nicht mehr als notwendig entscheiden.

Online müssen Informationsquellen mühsam ausgewählt werden. Was der Zuschauer auf seinem Lieblingssender geboten bekommt, erscheint bereits breit gestreut, er fühlt sich weitreichend informiert. Die Online-Bubble steht dem in Komplexität nach. Zumindest so lang, wie es um innenpolitische Themen geht.

Wobei nicht alle Zuschauer Bedarf nach tagesaktuellen Fakten zu haben scheinen. Der typische Streaming-Nutzer verweilt eher bei Serien, Filmen und Dokumentationen. Wer mehr will, sieht sich mit zahlungspflichtigen Zusatzkanälen oder, und das ist bemerkenswert, landet bei online adaptierten Angeboten der linearen Sender.

Ein Angebot für alle

Wieder läuft es auf eine Kombination hinaus. Damit wird die potenziell beste Entwicklung nur allzu deutlich. Es geht nicht um “entweder oder”, es geht um das Beste aus beiden Welten. Zu diesem Ergebnis kommen auch Fernsehwissenschaftler wie Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg in Deutschland. Wobei das Zitat  „Wenn Du Deinen Konkurrenten nicht besiegen kannst, dann integriere ihn“ die dortigen Beobachtungen sehr gut zusammenfasst.

Das lineare Fernsehen ist eben auch dem digital kompetenten älteren Publikum nicht mehr genug. Reines Serien-Streaming wird den Digital Natives mit der Zeit zu flach. Durchsetzen wird sich womöglich ein leicht zu bedienendes Programm mit aktuellen Nachrichtenelementen und interaktiven Komponenten.  

Foto: Unsplash / Mollie Sivaram

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