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Sa. 03.05.
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42 - Die Antwort auf fast alles
Sind Kinder andere Wesen?
- 25'
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Kinder werden oft als unfertig betrachtet, was zu Konflikten mit Erwachsenen führen kann. Autorin Michaeleen Doucleff erkannte bei indigenen Gemeinschaften, dass das Verhältnis zu Kindern stark von den Erwachsenen abhängt. Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland und Hirnforscher Gerald Hüther betonen, dass Kinder die Welt anders erleben. Eine Langzeitstudie zeigt, wie Gesellschaft und Schule Kinder formen und einschränken. Kinder verändern auch die Gesellschaft. Erwachsene sollten die Perspektive der Kinder einnehmen, um sie besser zu verstehen.
Inhalt
Man könnte meinen, Kinder seien kleine, unfertige Menschen, die die Welt noch nicht verstehen. Vielleicht kommt daher das Konfliktpotenzial zwischen ihnen und den Erwachsenen. Oder es ist ganz anders: Kinder können Dinge, die die Großen längst verlernt haben. Sie sind den Erwachsenen vielleicht sogar überlegen. Wie man es auch dreht und wendet, es gibt gravierende Unterschiede: Wie ist das also?
Auch wenn man mit Kindern lebt, werden sie nicht immer richtig verstanden, denn Kinder ticken ganz anders als die Erwachsenen. Diese Erfahrung machte auch die Autorin Michaeleen Doucleff, nachdem sie Mutter geworden war. Nach einer Phase der Überforderung und Verzweiflung begab sie sich mit ihrer kleinen Tochter Rosy auf eine anthropologische Entdeckungsreise zu indigenen Gemeinschaften. Sie stellte fest: Wie das Verhältnis zu Kindern ist, hat vor allem mit den Erwachsenen zu tun.
Um Kinder besser zu verstehen, müssen die Erwachsenen zuerst ihre Perspektive einnehmen. Und das ist nicht immer einfach. Denn Kinder sehen und nutzen die Welt zum Teil ganz anders als Erwachsene, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland. Während Erwachsene oft ritualisierte Strukturen und Gewohnheiten haben, sind Kinder im permanenten Erkundungsmodus. Den neurobiologischen Hintergrund liefert der Hirnforscher Gerald Hüther. Er erklärt, was das Gehirn mit einer Zwiebel gemeinsam hat und dass Kinder so viele Nervenverbindungen haben wie kein Erwachsener und deshalb die Welt viel offener erleben und mit Freude und Neugier gestalten. Wenn man sie dabei unterstützt.
Dass Erziehung und Gesellschaft Kinder auch einschränken können, zeigt die Langzeitstudie Étude Longitudinale Française depuis l'Enfance in Frankreich. Studienleiterin Marie-Aline Charles fasst zentrale Beobachtungen zusammen, zum Beispiel, dass die Grundschule offenbar dazu führt, dass Mädchen schlechter in Mathe sind als vorher. Doch selbst wenn die Gesellschaft die Kinder formt, verändern Kinder umgekehrt auch immer die Gesellschaft.
Sendungsinfos
Redaktion: Meike Neumann
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